Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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10.1.1 Unkomplizierte und komplizierte Harnwegsinfekte

Zusatzinfo

Mögliche Risikofaktoren für eine Harnwegsinfektion bei ansonsten gesunden, nicht schwangeren Frauen in der Prämenopause (Evidenzlevel):

  • Zeitnaher Geschlechtsverkehr (IIb);
  • Gebrauch von Diaphragma und Spermiziden (IIb);
  • vorangegangene asymptomatische Bakteriurie (IIb);
  • Harnwegsinfektionen in der Anamnese (IIb);
  • jugendliches Alter bei erster Harnwegsinfektion (IIb);
  • Harnwegsinfektionen in der Familienanamnese (IIb).

 

Urin-Teststreifen

Zumeist werden Multistix-Teststreifen eingesetzt, mit denen u. a. Nitrit (Stoffwechselprodukt typischer Harnwegserreger), Leukozyten-Esterase, Eiweiß und Blut (als Entzündungsmarker) nachgewiesen werden können.

Der Nachweis von Nitrit erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Harnwegsinfektes bei allerdings relativ niedriger Sensitivität. Im Gegensatz dazu steigert der Nachweis der Leukozyten-Esterase die Wahrscheinlichkeit nur in einem deutlich geringeren Ausmaß. Der Nachweis von Blut weist zwar eine hohe Sensitivität, jedoch nur eine geringe Spezifität auf. Für die Wertigkeit eines Proteinnachweises zur Bestätigung eines HWI liegen widersprüchliche Studien vor. Mittels der Urin-Mikroskopie kann bei entsprechender Erfahrung eine Harnwegsinfektion weitgehend ausgeschlossen werden (Ia). Das Zentrifugieren des Urins für den mikroskopischen Nachweis von Bakterien führt dabei nicht zu einer größeren Genauigkeit.


Tabelle. Empfohlene orale empirische Therapie der unkomplizierten Zytitis (Grabe et al. 2009)

Substanz

Dosierung

Dauer

Fosfomycin-Trometamol

3 000 mg ED

ein Tag

Nitrofurantoin

100 mg drei- bis viermal tgl.

fünf bis sieben Tage

Nitrofurantoin RT

100 mg zweimal tgl.

fünf bis sieben Tage

Pivmecillinam*

200 mg zweimal tgl.

sieben Tage

Pivmecillinam*

400 mg einmal tgl.

drei Tage

alternativ bei Unverträglichkeit

Ciprofloxacin

250 mg zweimal tgl.

drei Tage

Levofloxacin

250 mg einmal tgl.

drei Tage

Norfloxacin

400 mg zweimal tgl.

drei Tage

Ofloxacin

200 mg zweimal tgl.

drei Tage

Cefpodoximproxetil

100 mg zweimal tgl.

drei Tage

bei Kenntnis der lokalen Resistenzsituation (E. coli-Resistenz < 20 %)

TMP/ SMX

160/800 mg zweimal tgl.

drei Tage

Trimethoprim**

200 mg zweimal tgl.

fünf Tage

*Pivmecillinam (Selexid®) ist in Deutschland derzeit nicht erhältlich, aber in vielen europäischen Nachbarstaaten (z. B. Österreich, Beneluxländer, Skandinavien).

**Minderheitenvotum der DEGAM: Trotz gestiegener Resistenzraten kann die überwiegende Mehrheit der Patienten erfolgreich mit Trimethoprim behandelt werden (DEGAM 2010)


Tabelle. Empfohlene orale empirische Therapie der leichten und mäßig schweren unkomplizierten Pyelonephritis (Grabe et al. 2009). Fluorchinolone sind Mittel der ersten Wahl

Substanz

Dosierung

Dauer

Ciprofloxacin

500-750 mg zweimal tgl.

sieben bis zehn Tage

Levofloxacin

500 mg einmal tgl.

sieben bis zehn Tage

Levofloxacin

750 mg einmal tgl.

fünf Tage

alternativ

Cefpodoximproxetil

200 mg zweimal tgl.

zehn Tage

Ceftibuten

400 mg einmal tgl.

zehn Tage

Bei Kenntnis einer sensiblen Resistenztestung

Cotrimoxazol

160/800 mg zweimal tgl.

14 Tage


Diagnostik und Therapie bei symptomatischen Patienten gemäß S3- LL

Trotz der Häufigkeit von HWI stellt die Diagnostik und Therapie noch immer eine gewisse Herausforderung dar; dies zeigen Dr.med. Jennifer Kranz  et al. in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 anhand eines Entscheidungsbaums (AWMF-LL) in ihrer Übersichtsarbeit auf: "Unkomplizierte Harnwegsinfekte. Antibiotika differenziert einsetzen".
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1765632


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