Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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1.5 Fachsprache, Kasugraphie

Zusatzinfo

„Ich möchte mir von niemandem vorschreiben lassen, welche Terminologie ich benützen soll. Die Hauptsache ist, dass die Terminologie klar ist“ (Karl R. Popper 1986).

 

Die Kasugraphie wurde von R. N. Braun entwickelt und von P. Landolt-Theus und H. Danninger als „Kasugraphie. Benennung der regelmäßig häufigen Fälle in der Allgemeinpraxis“ weitergeführt (Landolt-Theus et al. 1994). Die Arbeitsgruppe um O. Rosowsky in Frankreich setzte zusammen mit der Groupe IMAGE (ENSP, Ecole National de la Santé Publique) sowie der Groupe INSERM (Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale) die Arbeiten als „Observation de la Pathologie en Medécine générale“ fort und hatte eine für den französischen Sprachraum viel beachtete Fassung vorgelegt (Rosowsky et al. 1999). 2010 brachten W. Fink, G. Kamenski und D. Kleinbichler die völlig neu bearbeitete 3. Auflage der Kasugraphie heraus: „Braun Kasugraphie. (K)ein Fall wie der andere. Benennung und Klassifikation der regelmäßig häufigen Gesundheitsstörungen in der primärärztlichen Versorgung“ (Fink et al. 2010).

 

Die Kasugraphie erfasst die Praxisfälle scharf und präzise. Der französische ICD-Experte Louis Brunel drückt es folgendermaßen aus: „Es ist dies eine der Charakteristiken der Kasugraphie, dass das, was als eine Ungenauigkeit erscheinen mag, eigentlich nichts Anderes ist als eine ungeheuer genaue Handhabung der Diversität des Wirklichen.“ (zit. bei W. Fink. 2010)

 

Es wird die Aufgabe künftiger berufstheoretischer Forscher in der Allgemeinmedizin sein, die Kasugraphie fortlaufend unter den Bedürfnissen der Praxis zu überprüfen und weiter zu entwickeln.

 

Im Gegensatz zu ICD und ICPC-2 umfasst die Kasugraphie nur die regelmäßig vorkommenden Beratungsprobleme mit ihren Beratungsergebnissen.

 

Unterschiede zwischen Kasugraphie und Nosographie

Kasugraphie

Nosographie

An Symptomen, Symptomgruppen, Bildern von Krankheiten und Diagnosen orientiert

Nahezu ausschließlich an Diagnosen orientiert

Reduktion auf 300 regelmäßig häufige Beratungsprobleme

Anspruch auf Vollständigkeit (ca. 14.500 Entitäten in der ICD-10)

Praxisgerechte Fachsprache für den Allgemeinarzt

Fachsprache des Spezialisten

Beispiel:

Uncharakteristisches Fieber

Ca. 150 verschiedene Formen von Fieber


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