Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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5.4.1 Distorsio pedis

Zusatzinfo

Röntgendiagnostik

In der Schweizer Kleinstadtpraxis von Landolt-Theus (1986) wurden lediglich 9 von 34 Patienten wegen offensichtlich leichter Verletzungen nicht geröntgt. In 25 Fällen (76%) erfolgte eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen, davon bei 17 Patienten (51%) eine gehaltene Aufnahme. Bänderzerrungen konnten 25-mal (73,5%), Bandrupturen immerhin 9-mal (26,5%) nachgewiesen werden; d. h. jeder vierte Patient, der im Untersuchungsjahr wegen eines verstauchten Fußes behandelt wurde, wies eine Bandruptur im Bereich des oberen Sprunggelenks auf.


Ein Bruch liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit vor, wenn mind. eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

- Druckschmerz distal posterior 6 cm Malleolus lateralis (FOTO)

- Druckschmerz distal posterior 6 cm Malleolus medialis (FOTO)

- Druckschmerz Basis Metatarsale 5 (FOTO)

- Druckschmerz Kahnbein (FOTO)

- 4 Schritte gehen mit voller Belastung nicht möglich

 

Weitere Infos im Volltext "Durst et al.: Spunggelnksdistorsion. Wann röntgen? Wie behandeln?" (Der Allgemeinarzt 10/ 2016)

http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1771800

 

Vor- und Nachteile der Ottawa Ankle/Foot Rules :

- Ein Bruch an den o.g. Stellen wird durch körperliche Untersuchung sehr zuverlässig erkannt (hohe Sensitivität; 99,6% bei Untersuchung in den ersten 48 h nach Unfall).

- Reduktion der Rö-Häufigkeit (und damit der Kosten) um bis zu 36%.

- Oft aber auch Überinterpretation des Befundes bei körperlicher Untersuchung, auch wenn kein Bruch vorliegt (geringe Spezifität; nur 27.9% bei Untersuchung in den ersten 48 h nach Unfall).

- Diese Regeln sind auch bei Kindern anwendbar: 99,3% Sensitivität, 26,7% Spezifität.

- Syndesmosenverletzungen und Verletzungen der übrigen Fußwurzel / des übrigen Mittelfußes werden möglicherweise nicht erkannt.

(Bachmann LM et al. 2013)


Immobilisation im Gipsverband

In einer randomisiert kontrollierten Studie mit 8 Notfallstationen in England bei 584 Patienten mit Distorsion, welche den Fuß mind. 3 Tage nach dem Trauma noch nicht belasten konnten und keine Fraktur im Röntgenbild aufwiesen, zeigte sich, dass die kurzfristige Immobilisation mit einem Gips unterhalb des Knies für etwa 10 Tage 3 Monate später bezüglich Funktion, Schmerzen und Aktivitäten die signifikant besseren Resultate aufwiesen. Die zweitbesten Ergebnisse fanden sich in der Gruppe, die mit einer Sprunggelenk-Orthese („Aircast Brace“) versorgt wurde. Patienten mit Kompressionsverband hatten die schlechtesten Therapieresultate.

(Lamb 2009)


Häufigkeit in der Allgemeinpraxis

In der Schweizer Kleinstadtpraxis von Landolt-Theus (1986) wurden lediglich 9 von 34 Patienten wegen offensichtlich leichter Verletzungen nicht geröntgt. In 25 Fällen (76 %) erfolgte eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen, davon bei 17 Patienten (51 %) eine gehaltene Aufnahme. Bänderzerrungen konnten 25-mal (73,5 %), Bandrupturen immerhin 9-mal (26,5 %) nachgewiesen werden; d. h. jeder vierte Patient, der im Untersuchungsjahr wegen eines verstauchten Fußes behandelt wurde, wies eine Bandruptur im Bereich des oberen Sprunggelenks auf.


Fallbeispiel

Kasuistik 5.4.1-1: Umgeknickt, geröntgt, Verband, heimgeschickt, Einlagen, Physio: Das Band war durch

Eine nicht ungewöhnliche Fallgeschichte berichtet der Orthopäde Dr.med. Heiko Durst von einem "Supinationstrauma des Sprunggelenks" bei einem 25jährigen Mann. Trotz aller Bemühungen nach 6 Monaten immer noch Schmerzen. Lesen Sie selbst:

http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1771800

Definierte mögliche Bruchstellen im Bereich von Sprunggelenk und Fußwurzelknochen
 Definierte mögliche Bruchstellen im Bereich von Sprunggelenk und Fußwurzelknochen im Hinblick auf Ottawa Ankle/Foot Rules (aus Bachmann LM et al. BMJ 2003)

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