Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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7.3 Blut am/im Stuhl

Zusatzinfo

Offene peranale rote Blutung

Bei hämodynamisch stark wirksamer Blutung mit hohem Volumenverlust und/oder bei Blutung unter antisekretorisch wirksamer Therapie (z. B. PPI) kann sich eine Blutung aus dem oberen GI auch als rotes Blut im Stuhl anstatt als Teerstuhl äußern. Es muss jedoch immer berücksichtigt werden, dass Blutungen aus dem rechten Hemikolon ebenfalls Teerstuhl verursachen können.

Blutungen aus Divertikeln treten in der Hälfte der Fälle im rechten Hemikolon auf. Ihnen liegt selten eine Divertikulitis zugrunde; viel häufiger sind sie durch Antikoagulation (auch ASS) ausgelöst. Divertikelblutungen sind nur in 3-5 % der Fälle vital bedrohlich, meist sistieren sie spontan. Ihre Rezidivrate ist jedoch mit 25 %/4 J hoch.
(Schepp 2009)


Fallbeispiel

Kasuistik 7.3-1: Blut im Stuhl. „Mann, das war ganz schön heftig“

Ein 58-jähriger LKW-Fahrer kommt aufgeregt in die Vormittagssprechstunde: „Ich war gestern am Rastplatz am Häuschen – endlich! Durch das Sitzen hab‘ ich immer so Verstopfung, richtig harten Stuhl. Da kam aber richtig was an Blut mit raus. Auch auf dem Papier hab‘ ich beim Abputzen immer wieder hellrotes Blut gesehen.

Stichwörter:

  • Blut im Stuhl
  • Hämorrhoiden 2. Grades
  • Sigmaadenom
Kommentar:

Die Anamnese des Mannes weist zwar einige Punkte auf, die für eine meist harmlose Hämorrhoidalblutung sprechen. Dennoch ist eine Analblutung immer ein ernst zu nehmendes Ereignis, das umgehend und zielgerichtet geklärt werden muss. An der Schilderung ist vor allem ungewöhnlich, dass die Hämorrhoidalbeschwerden erstmals in diesem Alter aufgetreten sind. Die Inspektion von Anus, Unterwäsche und die digital-rektale Untersuchung zeigen, dass es sich nur um eine geringe Blutmenge gehandelt haben muss und die Blutung steht.
(mod. n. Fuessl 2008)

Überlegungen und Vorgehen des Arztes
Eine unauffällige digital-rektale Untersuchung schließt Hämorrhoiden nicht aus, die nicht zu tasten sind. Dem Patienten wird geraten, seinen Stuhl auch weiterhin auf Blutabgänge oder –auflagerungen zu untersuchen. Er wird zu einem Gastroenterologen zur weiteren Abklärung überwiesen.

Verlauf
Nach 1 Woche hohe Koloskopie mit Proktoskopie, bei der – wie vermutet – Hämorrhoiden 2. Grades diagnostiziert werden. Allerdings wurde dabei auch ein gestielter Polyp im Sigma entdeckt und endoskopisch entfernt. Histologisch ergab sich ein Adenom mit schweren Dysplasien. Nachdem das Adenom im Gesunden entfernt wurde, konnte sich der Mann glücklich schätzen, dass ihm durch den zunächst beunruhigenden Anlass wahrscheinlich viel Leid erspart geblieben ist.

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Wann werden Sie dem Patienten wieder eine Kontrollkoloskopie empfehlen?
  2. Würden Sie dem Patienten auch zu einer Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) raten?
  3. Würden Sie diesem Patienten empfehlen, zu den üblichen Terminen einen Stuhlbluttest im Rahmen der künftigen Vorsorge durchzuführen?
  4. Würden Sie dem Patienten empfehlen, die Hämorrhoiden 2. Grades zu behandeln (z. B. durch Sklerotherapie)?

Kasuistik 7.3-2: Blut im Stuhl.

Der 62-jährige Patient beim Hinausgehen an der Sprechzimmertür:
„Herr Doktor, was ich noch sagen wollte: Ich habe in letzter Zeit öfters mal ein bisschen Blut am Papier. Vielleicht kommt’s von der Roten Bete. Meine Frau kocht auf dem Gesundheitstrip.“

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Welchen Eindruck macht dieser Satz beim Hinausgehen auf Sie?
  2. Beurteilen Sie die Häufigkeit dieses Beratungsproblems.
    (eher häufig? eher weniger häufig?)
  3. Bedenken Sie möglicherweise einen AGV?
  4. Wie gehen Sie in diesem Fall mit dem Patienten und seiner Bemerkung um?

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