7.3.4 Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Zusatzinfo
Differentialdiagnostik M. Crohn und Colitis ulcerosa
Goldstandard zum Nachweis einer CED ist die Endoskopie bis zum terminalen Ileum mit mehreren Biopsien. Bei Erstdiagnostik eines M. Crohn ist eine Ösophagoduodenoskopie erforderlich, beim Bild einer Colitis ulcerosa steht zu Beginn der Diagnostik die mikrobiologische Stuhlanalyse (zum Ausschluss einer endoskopisch häufig nicht unterscheidbaren Campylobacter- oder Yersinienkolitis).
Tabelle. Symptome chronisch-entzündlicher Darmerkrankung bei Erstmanifestation (mod. n. Schmid et al. 2007 und Baumgart 2007)
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M. Crohn (%) |
Colitis ulcerosa (%) |
Intestinal |
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Bauchschmerzen |
70-80 |
40-80 |
Diarrhö |
70-90 |
80-90 |
Darmblutung |
20-25 |
80-100 |
Analfistel |
10-40 |
0-5 |
Dünndarm betroffen |
ja |
nein |
Oberer Gastrointestinaltrakt betroffen |
ja |
nein |
Dünndarmobstruktion |
häufig |
selten |
Kolonobstruktion |
häufig |
selten |
Extraintestinal |
|
|
Gewichtsverlust |
50-60 |
20-40 |
Fieber |
25-40 |
10-20 |
Anämie |
20-30 |
20-50 |
Arthralgien |
10-30 |
10-30 |
Augenbeteiligung |
5-15 |
5-15 |
Hautbeteiligung |
10-15 |
10-15 |
Tabelle. Umwelteinflüsse und Risikofaktoren bei CED (mod. n. Herrlinger et al. 2009)
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M. Crohn |
Colitis ulcerosa |
Nikotin |
Erhöhtes Erkrankungs-Rezidivrisiko |
Protektiver Effekt |
Hohe Hygienestandards |
Erhöhtes Erkrankungsrisiko |
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Kontrazeptiva |
Fraglich positive Assoziation |
Fraglich positive Assoziation |
Appendektomie |
Umstritten |
Fraglich protektiver Effekt bei deutlich negativer Assoziation |
Stillen |
Wahrscheinlich protektiver Effekt |
Wahrscheinlich protektiver Effekt |
Medikation bei M. Crohn
Auswahl der Medikamente abhängig von Lokalisation und Schweregrad: Bei Dünndarmbefall Mikropellets, bei Ileum- und Kolonbefall Tabletten, bei Befall von Sigma und Colon descendens Einläufe und Schäume, bei Rektumbefall Suppositorien.
First-Line-Therapie bei leichten bis moderaten Schüben (kontroverse Diskussion): Aminosalizylate 3000-4500 mg/d. Ebenso wirksam das als Mikropellet topisch wirksame Kortikosteroid Budesonid. In der Akutphase systemische Kortikosteroide (1 mg/kgKG Prednisolonäquivalent). Bei steroidrefraktärem Verlauf Immunsuppressiva wie Azathioprin (Wirkung erst nach 8 bis max. 7 Monaten), Methotrexat, Tacrolimus, Sirolimus oder Tumornekrosefaktor-α (TNF-α)-Präparate („Biologicals“) wie Infliximab oder Adalimumab.
Was ist heute Stand in Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa? Welche Behandlungen könnte es in Zukunft geben? Diese Fragen gehen Dr.med. Wenzel und Prof.Dr.med. Hoffmann in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 nach.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1728949
Medikation bei Colitis ulcerosa
First-Line-Therapie bei leichter bis moderater Krankheitsausprägung: Aminosalizylate (oral oder rektal) wie Mesalazin. Patienten, die auf orales 5-Aminosalizylat oder auf eine rektale Therapie (mit Mesalazin oder Steroiden) nicht ansprechen, sollten mit oralem Prednisolon behandelt werden. Bei lang anhaltendem aggressivem Verlauf: Immunsuppressivum Ciclosporin. Derzeit keine Empfehlung für Biologicals.
Merke
30 % der Patienten mit M. Crohn erleiden innerhalb des ersten Jahres ein Rezidiv.
Literatur
Rehbehn u. Skusa (2009); Baumgart u. Sandborn (2007); Herrlinger et al. (2009)
M. Crohn: Wann operieren?
Die Chirurgen Dres.med. Hardt und Kienle äußern sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 zu relativen und absoluten Op-Indikationen, zum Op-Zeitpunkt, zur Op-Strategie und -technik sowie zur Minimal invasiven Chirurgie.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1786044
Analfisteln bei M. Crohn
Perianale Fisteln sind ein häufiges Problem bei M. Crohn. Medikamente sind meist erfolglos. Wann operieren? Die sicherste Methode bleibt die Fistelspaltung schreiben die Chirurgen Dr.med. Dralle und Prof.Dr.med. Egberts in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017).
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/anal-fisteln-bei-morbus-crohn-wenn-nur-noch-der-chirurg-helfen-kann-1849095
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Colitis ulcerosa und M. Crohn sind zwei Krankheiten mit vielen Gesichtern, schreibt Prof. Stephan Vavricka, Zürich, in der Zeitschrift Drer Alölgemeinarzt (201) 5: 18-20
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_5/18/index.html