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7.6.6 Gallensteinleiden

Zusatzinfo

Sonographie

Die Oberbauchsonographie ist Methode der Wahl für die Diagnostik von Steinen in der Gallenblase; zusätzlich können die Dicke der Gallenblasenwand beurteilt und Erweiterungen der extra- und intrahepatischen Gallenwege sichtbar gemacht werden. Kleine Konkremente (< 3 mm/Mikrolithiasis) können sich dem Nachweis entziehen. Unabdingbar ist die komplette Darstellung der Gallenblase in variablen Schnittebenen. Weitergehende sonographische Funktionsprüfungen der Gallenblase zur Bestimmung der Kontraktilität haben keine größere praktische Bedeutung erlangt (Jüngst 2008). Das Vorliegen von > 1 Polyp spricht gegen ein Adenom und für Cholesterolpolypen.

Bilärer Schmerz

Der viszerale Schmerz beim Bild einer Cholezystitis ist dumpf und unscharf lokalisiert; sobald die Entzündung auf die Serosa übergegriffen hat, kommt es jedoch zu einem anhaltenden lokalisierten Schmerz, hervorgerufen durch einen lokalen Peritonismus.

Courvoisier-Zeichen

Der Untersucher palpiert eine tastbare, prall-elastisch gefüllte Gallenblase und findet einen Ikterus. Im Gegensatz zum Murphy-Zeichen ist die Gallenblase dabei nicht schmerzhaft. Ursache des Courvoisier-Zeichens ist in der Regel ein tumorbedingter Verschluss des Gallengangs, meist infolge eines Pankreaskarzinoms oder eines Gallengangkarzinoms.

Gallengangsverschluss

Entfärbt sich der Stuhl (acholischer Stuhl) bei gleichzeitig dunkler Urinfarbe, kann ein Gallengangsverschluss mit Cholestase vorliegen, wobei das Bilirubin über die Niere ausgeschieden wird. Zusätzlich bestehen Entzündungsparameter, Cholestaseparameter (AP, Bilirubin, γ-GT).

Bild einer Cholezystitis

Bei 10-30 % der Patienten mit akuter Cholezystitis kommt es zu schweren Komplikationen wie Gallenblasengangrän, -empyem oder –perforation.

Eine Gallenblasenentzündung wird in 90 % aller Fälle durch Gallensteine verursacht. Achtung: Im Moment des Durchbruchs der Gallensteine in die Bauchhöhle lässt der Schmerz in der Regel plötzlich nach (die Gallenblase steht nicht mehr unter gespanntem Druck), der Patient fühlt sich schlagartig besser (akute Lebensgefahr!). Bei der chronischen Gallenblasenentzündung sind die Schmerzen nicht so intensiv wie bei der akuten Form; zudem fehlt Fieber meistens.

UDCA

Patienten mit symptomatischen Gallensteinen ohne Komplikationen und mit leichten und/oder seltenen Koliken, bevorzugt bei Konkrementen von max. 5 mm Ø. Solche Steine lösen sich etwa innerhalb eines halben Jahres auf. Die UDCA-Therapie sollte bis 3 Mo nach Steinfreiheit fortgesetzt werden. Patientenaufklärung wg. Rezidivrisiko! UDCA kann Gallensteinsymptome nicht lindern, aber in der Verhütung der Gallensteinbildung in Hochrisikogruppen nützlich sein.

Asymptomatische Gallensteinträger

60-80 % der Gallensteinträger bleiben asymptomatisch. Bei Individuen mit asymptomatischen Gallensteinen treten jährlich 1-4 % Probleme auf, wobei kleine Gallensteine gefährlicher sind als große, da sie eine Pankreatitis verursachen können.

Porzellangallenblase

Asymptomatische Patienten mit Porzellangallenblase sollten cholezystektomiert werden (Gallenblasenkarzinomrisiko!).


Diagnostik und Therapie des Gallensteinleidens

beschreiben die Viszeralchirurgen Dr. A. Schläfer und Prof. C.N. Gutt in einem CME-Beitrag in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2021) 2: 30-35
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_2/30/index.html


Therapie der Gallenkolik

NSAR wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Gleichzeitig verhindern sie, dass sich aus der bilären Kolik eine akute Cholezystitis entwickelt. Die Applikation erfolgt in der Regel als Suppositorium.


Symptomatik bei Gallenkolik und akuter Cholezystitis

 

Schmerz

 

 

 

 

Lokalisierung

Dauer

Nausea oder Erbrechen

Druckempfindlichkeit im re. oberen Quadranten

Entzündungszeichen

Gallenkolik

Oberbauch od. re. ob. Quadrant

< 8 h

Ja

Nein

Nein

Akute Cholezystitis

Oberbauch od. re. ob. Quadrant

> 8 h

Ja

Ja

Ja


Fallbeispiel

Kasuistik 7.6.6-1: Oberbauch und Schulterschmerzen

Kasuistik als PDF hier downloaden

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