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8.1.3 Allgemeinärztliche Diagnostik

Zusatzinfo

Handekzem

Der Verlauf eines Handekzems ist meist langfristig, mit schleichendem Beginn. Rötung und Schuppung beginnen oft in den Interdigitalräumen, führen dann zu Papeln und Infiltraten am Handrücken oder zu Hyperkeratosen und Rhagaden an den Handflächen. Ursächlich ist die gesamte Palette toxischer Einwirkungen, insbesondere von Putzmitteln, Feuchtarbeit oder grobmanueller Tätigkeit zu berücksichtigen. Oft liegt eine erhöhte Empfindlichkeit im Rahmen einer atopischen Diathese vor. Die relativ häufig anzutreffende Nickelallergie (Unverträglichkeit von Modeschmuck) ist eher als atopisches Stigma und Nickel nicht als unmittelbar anzuschuldigendes Allergen zu sehen.

Beim Fußekzem ist dagegen in einem hohen Prozentsatz mit einer Kontaktsensibilisierung, insbesondere gegen Bestandteile der Fußbekleidung (Leder- und Gummichemikalien) zu rechnen.

Behandlung

Je nach aktuellem Lokalbefund sind Steroide in Form von Cremen, Salben oder Fettsalben anzuwenden, stets in Verbindung mit einer adäquaten Hautpflege. Die Haut der Handflächen ist verhältnismäßig unempfindlich gegen Steroidnebenwirkungen.

Ratschlag

Kurzfristiger Einsatz undurchlässiger Gummihandschuhe z. B. bei Verwendung aggressiver Reinigungsmittel. Längerfristiger Gebrauch führt jedoch zum Schwitzen, dadurch Mazeration und wiederum Verschlechterung des Ekzems (Smolle 2000).


Handekzem auf dem Boden einer Dyshidrose

Die Dyshidrose ist eine besondere Manifestation eines Handekzems. Eine klassische Konstellation ist die Dyshidrose bei Zigaretten rauchenden Frauen im mittleren Lebensalter. Rauchkarenz kann die Abheilung der Läsionen begünstigen.

Definition

Unter Dyshidrose versteht man eine typische Reaktionsform der Handflächen, die sich entweder durch subkorneale wasserklare Bläschen (klassische Dyshidrose) oder durch große, oberflächliche, girlandenförmige Schuppenkrausen (Dyshidrosis lamellosa sicca) manifestiert. Bei dieser trockenen Dyshidrose stehen meist subjektive Sorgen im Vordergrund, während die klassische Dyshidrose mit flüssigkeitsgefüllten Blasen durch Juckreiz und Spannungsgefühl sehr unangenehm werden kann. Da es sich meist um eine Reaktion auf einen systemischen Triggerfaktor bei prädisponierten Patienten handelt, ist eine Ursache oft schwer auffindbar. Stets sind hier auch die Füße in Hinblick auf eine mögliche Tinea pedum zu untersuchen (Smolle 2000).

Behandlung

Bei klassischer Dyshidrose mit Bläschen sind zuerst austrocknende steroidhaltige Externa (Lösung, Gel, Aerosol-Spray) und erst nach Sistieren der Bläschenbildung rückfettende Externa (lipophile Cremen oder Salben) anzuwenden. In besonders hartnäckigen Fällen kurzfristige Gabe von oralen Steroiden (Smolle 2000). Ein neues orales Medikament ist Alitretinoin, aufgrund möglicher Nebenwirkungen ist es jedoch schweren therapieresistenten Fällen vorbehalten.


Bei Verdacht auf eine Berufskrankheit erstellt der Hautarzt einen Hautarztbericht oder eine Meldung an die Berufsgenossenschaft.


Allergietestung: Fehler und Fallstricke

In einem CME-Fachbeitrag in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) listet der Allergologe N. K. Mülleisen die häufigsten Fehler in DurchführungDokumentation der Allergiediagnostik sowie in der Hyposensibilisierung auf.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/vorsicht-fallstricke-1815352


Fallbeispiel

Kasuistik 8.1.3-1: Handekzem: „Im Urlaub wird es immer etwas besser!“

Die 43-jährige Patientin präsentiert ein klassisches Hausfrauen-Handekzem: Rötung, Schuppung, einzelne Rhagaden, vor allem an den Fingerseitenflächen. Anamnestisch ergeben sich eine Pollinose sowie Ekzemepisoden in der Kindheit. Modeschmuck führt zu örtlichen Ekzemherden.

Die Klassifikation erfolgt als „Bild eines Handekzems“, wahrscheinlich toxisch-degenerativ im Rahmen einer atopischen Diathese. Topische Steroide für kurze Zeit, Hautpflege und Beratung bezüglich der täglichen Tätigkeiten werden angeboten.

Stichwörter: Handekzem – atopisches Ekzem – Nickelallergie

Kommentar:

Ein Handekzem ist am häufigsten toxisch-degenerativ bedingt, oft im Rahmen einer atopischen Diathese. Typisch ist die Besserung im Urlaub, wenn die üblichen beruflichen oder häuslichen Noxen wegfallen. Eine allergische Genese ist seltener, allerdings kann sich bei chronisch geschädigter Haut leicht eine zusätzliche Sensibilisierung (Pfropfsensibilisierung) einstellen.

(Kasuistik von J. Smolle 2000)

Kasuistik 8.1.3-2: Dishydrotisches Handekzem: „Ich möchte gar niemandem mehr die Hand geben.“

Die Handflächen einer 27-jährigen Patientin zeigen diskrete, zirzinär angeordnete, nach innen gerichtete Schuppenkrausen. Diese treten in unterschiedlicher Intensität seit Jahren auf. Verschiedene Pilzsalben an den Händen haben keinen Erfolg gebracht. Auf Grund des Bildes einer Dyshidrosis lamellosa sicca der Hände wird eine harnstoffhaltige Pflegesalbe verordnet. Die Füße werden inspiziert und angesichts diskreter Zwischenzehenrhagaden eine mykologische Untersuchung veranlasst.

Stichwörter: Dyshdrosis lamellosa sicca – Mykid

Kommentar:

Die Dyshidrosis lamellosa sicca entsteht meist reaktiv auf systemische Einflüsse und ist völlig harmlos. Sie ist nie durch einen Pilzbefall der Hände bedingt, kann jedoch eine Mitreaktion der Handflächen bei Pilzbefall der Füße (Mykid) darstellen.

(Kasuistik von J. Smolle 2000)

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