8.1.7 Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
Zusatzinfo
Tabelle. Diagnostischer Score der Neurodermitis (Hanifin u. Rajka 1980)
Hauptkriterien (mindestens 3)
- Juckreiz
- Chronischer oder chronisch wiederkehrender Verlauf
- Eigen- oder Familienanamnese für Atopie
-
Typische Morphologie und Verteilung:
- Gesichts- und Streckseitenbefall bei Säuglingen und Kleinkindern
- Beugenlichenifikation bei Kindern und Erwachsenen
Nebenkriterien (3 oder mehr)
- Hauttrockenheit
- Schuppung
- Keratosis pilaris
- Hyperlinearität der Handflächen
- Hand- und Fuß-Ekzem
- Dennie-Morgan-Falte
- Orbitaler Halo
- Gesichtsrötung oder –blässe
- Pityriasis alba
- Mamillenekzem
- Lippenekzem
- wiederholte Konjunktivitis
- Keratokonus
- anteriore subkapsuläre Katarakte
- Neigung zu hautinfektionen
- weißer Dermographismus
- junges Alter bei Beginn
- Juckreiz beim Schwitzen
- Intoleranz gegenüber Wolle und Seifen
- Verlauf beeinflusst durch Umgebung und Emotion
- Nahrungsmittelintoleranz
- erhöhtes Serum IgE
- Typ 1 Reaktivität
Tabelle. Bewertung und Charakteristika wichtiger topischer Steroide, die bei der Behandlung des atopischen Ekzems zum Einsatz kommen (Abeck 2008).
|
TIX*) |
Einordnung |
Handespräparat |
Hydrocortison |
1,0 |
Geringe antiphlogistische Wirkung/ gering atrophogen |
z. B. Linola®Cort Hydro |
Triamcinolonacetonid |
1,06 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ stark atrophogen |
z. B. Triamgalen® |
Betamethasonvalerat |
1,2 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ stark atrophogen |
z. B. Betagalen® |
Clobetasolpropionat |
1,5 |
Stärkste antiphlogistische Wirkung/ stark atrophogen |
z. B. Dermoxin |
Hydrocortisonbutyrat |
2,0 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ gering atrophogen |
z. B. Alfason®, |
Methylprednisolonacetat |
2,0 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ gering atrophogen |
Advantan® |
Prednicarbat |
2,0 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ gering atrophogen |
z. B. Dermatop®, |
Mometasonfuroat |
2,0 |
Gute antiphlogistische Wirkung/ gering atrophogen |
Ecural® |
*) Therapeutischer Index
Atopisches Ekzem
Mit Anamnestik, Diagnostik, Triggerfaktoren, Basistherapie, Prophylaxe und Frage der Impfungen im Kindes-und Jugendalter befasst sich Kinderdermatologe Dr.med. M. Pleimes in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2021) 5: 21-24
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_5/20/index.html
Allgemeine Maßnahmen (Heyer u. Kägi 2007)
- Bei Kindern kommen wesentlich häufiger als im Erwachsenenalter Nahrungsmittel als Auslöser infrage (Allergien gegen Milchprodukte, Eier, Nüsse, Fisch und Soja. Zitrusfrüchte und Süßigkeiten können ebenfalls als Trigger wirken).
- Vor allem Wolle und synthetische Fasern können bei atopischen Kindern Juckreiz und eine Verschlimmerung des Ekzems hervorrufen. Heute wird das Waschen der Kleidung mit Weichspüler wieder empfohlen.
- Generell wird empfohlen, auf pelztragende Haustiere zu verzichten. Auch Vogelfedern können ungünstig sein.
- Extreme Temperatur- und Klimawechsel werden nur schlecht vertragen; zudem führen Kälte und geringe Luftfeuchtigkeit im Winter zu Störungen der Hautbarriere.
- Juckreiz gilt nach Schwitzen als ein bekanntes „Stigma“ bei Neurodermitis und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
- Bakterielle oder virale Infekte sowie Zahnung können sich oft negativ auf den Ekzemverlauf auswirken.
- Stress, Änderungen der bisher üblichen Lebensgewohnheiten (z. B. erster Kindergartenbesuch, Schuleintritt, neue Geschwister) können ebenso wie Familienkonflikte etc. zu einer Verschlechterung führen.
Leitlinie
S2k-LL Neurodermitis (atopische Dermatitis)
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-027.html