Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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2.1.5 Subjektives und objektives Befinden

Zusatzinfo

Körperliche Untersuchung von Kindern mit Fieber

Säuglinge, Kleinkinder und Kinder sollten in der Regel komplett entkleidet untersucht werden (ggf. aus Respekt vor der Intimsphäre mit Unterhose). Der Untersuchungsgang richtet sich nach den Vorschlägen der Programmierten Diagnostik.

Die Beobachtung des Kindes in seiner Interaktion mit der Umwelt während des anamnestischen Gesprächs ist von unschätzbarem Erkenntnisgewinn für den Arzt:

  • die Interaktion des Kindes mit den Eltern (Blickkontakt, Lächeln, Tröstlichkeit) und
  • das Interesse für die Umgebung (Fortbewegung, Spielverhalten, Fixieren)

Merke
Alarmierend ist ein lethargisches Kind mit spärlichem oder fehlendem Blickkontakt, ohne emotionale Reaktion auf die Eltern oder Interaktion mit der Umwelt (Kahlert, Nadal 2006).


Schüttelfrost

Schüttelfrost kann ein diagnostischer Hinweis sein auf/bei:

  • Bakteriämie
  • Endokarditis
  • Pneumonie
  • Meningokokkenmeningitis
  • Erysipel
  • Malaria
  • Pyelonephritis
  • Allergien (Kontrastmittel, Medikamente, Transfusion)

Fallbeispiel

Kasuistik 2.1.5-1: „Dem Bub sprengt’s vor lauter Fieber den Kopf ab!“

Vormittagsprechstunde. Die entfernte Nachbarin des Einödhofes ruft aufgeregt an: „Sie sollen gleich kommen, Herr Doktor, dem Enkerl von der Wiesenbäuerin sprengt’s vor lauter Fieber den Kopf ab.“ Ich kenne das vierjährige Kind, das wegen der berufstätigen Mutter bei seiner Großmutter tagsüber untergebracht ist. Weitere Angaben konnte die aufgeregte Nachbarin nicht machen. Also fuhr ich etwas missmutig in der Mittagszeit den Hausbesuch („bloß wegen Fieber so weit fahren?“).

Ich fand in der völlig überheizten Stube ein friedlich mich anblickendes Kind auf dem Sofa, das bis zum hochroten Kopf hinauf mit Decken zugepackt war. Das Kind ließ sich im Mund die Temperatur messen: 39,1 °C. Die programmierte Untersuchung mit der Fieber-Checkliste (Übersicht B 1.1) war – bis auf minimal gerötete Trommelfelle – unauffällig. Ich beruhigte die offensichtlich überforderte Großmutter und schlug vor, die Stube kräftig zu lüften, alle Decken wegzunehmen und das Kind viel trinken zu lassen. Am Abend sollte mich die Mutter wieder anrufen und die Körpertemperatur im After mitteilen (was sie auch tat – 38,5 °C). Ich klassifizierte u. a. für meine Dokumentation: „Uncharakteristisches Fieber“.

Stichwörter

  • Wärmestau bei uncharakteristischem Fieber
Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Wie beurteilen Sie das Vorgehen des Arztes?
  2. Welche anderen Maßnahmen hätten Sie getroffen?
  3. Welche genauen physiologischen Überlegungen liegen den Empfehlungen des Arztes (Lüften, Decken weg, Trinken) in diesem Fall zu Grunde?
  4. Wie beurteilen Sie das Abwartende Offenlassen des Arztes und seine geteilte Verantwortung?

4 jähriges munteres Kind mit 39,5 Grad Fieber © F. H. Mader

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