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9.3.3 Hörsturz

Zusatzinfo

Wissenswertes

Der ungarisch-österreichische HNO-Arzt Adam Politzer beschrieb bereits 1887 in seinem „Lehrbuch der Ohrenheilkunde für practische Ärzte und Studierende“ detailliert den Hörsturz als angioneurotische Oktavuskrise.

 

Tabelle. Für den Hausarzt relevante Gesundheitsstörungen und Krankheiten, die wie ein Hörsturz imponieren können, jedoch differentialdiagnostisch auszuschließen sind (Auswahl)

  • Virale Infektion (z. B. Adenoviren, Zoster, Mumps, HIV)
  • Toxische Einflüsse (z. B. Arzneimittel, Drogen, Gewerbegifte)
  • Barotrauma
  • Akutes Schalltrauma
  • Funktionsstörungen der Halswirbelsäule (z. B. Trauma, Fehlstellung)
  • Bakterielle Labyrinthitis (z. B. Mittelohrentzündung, Borreliose)
  • Psychogene Hörstörungen
  • Tubenventilationsstörung

(Quelle: mod. n. Suckfüll 2009 entsprechend Konsensuskonferenz Leitlinie Hörsturz vom 28. Januar 2009)


Fallbeispiel

Kasuistik 9.3.3-1: Hörsturz: "Ich muss jeden Tag einen Gehörschutz tragen"

Dr. med. Fritz Meyer, Allgemeinarzt und HNO-Arzt, und die Psychologin Elisabeth Meyer schildern in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 zwei Fälle mit quälender Hyperakusis, einmal im Gefolge eines Hörsturz (Fall 9.3.3-1) und ein anderes Mal durch privaten und beruflichen Stress (Fall 9.3.3-2)
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/wenn-die-welt-zu-laut-wird-1755456

Die 66-jährige Rentnerin hat vor 8 Monaten einen linksseitigen Hörsturz mit Beteiligung des Gleichgewichtsorganes erlitten. Trotz sofortiger Kortisonbehandlung hat sich das Gehör nur minimal gebessert, der anfänglich sehr starke Drehschwindel war innerhalb weniger Wochen verschwunden. Allerdings wurde die Patientin in den ersten fünf Monaten nach dem Hörsturzereignis durch eine ausgeprägte Geräuschempfindlichkeit auf dem kranken Ohr so sehr beeinträchtigt, dass sie wegen der Umgebungsgeräusche ganztägig einen Gehörschutz trug.

Kasuistik 9.3.3-2: Stress: "Die Welt ist mir zu laut geworden"

Eine früher sehr sportliche, gesunde, selbstbewusste 52-jährige Patientin klagt über eine stark nachlassende geistige und psychische Leistungsfähigkeit. Zudem sei ihre Welt zu laut geworden: Bei der Büroarbeit störe sie jedes auch normal geführte Gespräch, zu Hause müsse sie sich ständig darüber ärgern, dass der Wohnungsnachbar seine Musik zu laut höre. Sie bekomme dann Herzjagen und könne auch nicht mehr schlafen. Privat und beruflich ist die Frau stark belastet. In der Firma gab es bedrohliche personelle Umstrukturierungen, seit zehn Jahren pflegt sie ihre krebskranke Mutter, die Beziehung zu ihrem langjährigen Lebensgefährten ist darüber in die Brüche gegangen. Das Hörvermögen ist subjektiv und audiometrisch normal.

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