2.1.8 Nicht mehr uncharakteristisch
Zusatzinfo
Kawasaki-Fieber
Wissenswertes
Diagnostische Tests zum Nachweis eines Kawasaki-Syndroms fehlen auch 44 Jahre nach Erstbeschreibung durch Tomisaku Kawasaki. Deshalb werden zur Diagnosestellung verschiedene Kriterien herangezogen (Tabelle).
Tabelle. Diagnostische Kriterien des Kawasaki-Syndroms. Neben sehr hohem Fieber für 5 Tage müssen 4 von 5 Hauptkriterien zu beobachten sein.
Häufigkeit |
Symptom |
100 % |
Hohes, antibiotikaresistentes, remittierendes Fieber (39-40°C) |
5 weitere wichtige Kriterien |
|
90 % |
Schleimhäute: Lacklippen, Erdbeerzunge, Rötung von Mund- und Rachenschleimhaut |
85 % |
Bilaterale, wenig schmerzhafte, nicht exsudative Konjunktivitis |
80 % |
Polymorphes, stammbetontes, makulopapulöses Exanthem |
70 % |
Palmar- und Plantarerythem, schmerzhaftes Palmar- und Plantarödem, in 2. und 3. Krankheitswoche feine periunguale Schuppung |
70 % |
Zervikale, unilaterale, wenig dolente Lymphadenitis mit eher derben, wenig verschieblichen Lymphknoten |
Fallbeispiel
Kasuistik 2.1.8-1: Charakteristisch oder uncharakteristisch? "Gelenkschmerzen und Fieber"
22-jähriger Patient mit bekanntem M. Bechterew: „Gestern in der Früh wie ich aufgestanden bin, habe ich Gelenkschmerzen gehabt und Kopfweh, dann bin ich in die Arbeit gegangen, da war ich gescheit müde, daheim hatte ich dann Fieber 38,5° und weiter Gelenkschmerzen. Dann habe ich ein Indometacin retard 75 eingenommen, dann ist es mir besser gegangen.“
Überlegungen und Fragen
- Welchen Eindruck haben Sie von diesem Menschen und seinem Beratungsproblem?
- Welche Kontaktfragen würden Sie an diesen Patienten richten?
- Welche gezielten Fragen würden Sie stellen?
- Wie schätzen Sie diesen Fieberfall ein (eher charakteristisch - eher uncharakteristisch)?
Kasuistik 2.1.8.-2: Fieber: Uncharakteristisch oder charakteristisch?
A) Erik, 6 ½ J.
(Schüler mit Mutter)
Mutter: „Seit gestern früh hat er Fieber. Heute Nacht 38,5 bis 39. Er hat richtig phantasiert. In der Schule haben sie alle Scharlach.“
B) Die kranke Tante, 52 J.
Ein Mann am Telefon (14.10 Uhr): „Herr Doktor, meine Tante, Sie wissen, die will keinen Arzt – können Sie zu ihr kommen? Sie hatte heute früh einen solchen Schüttelfrost und Zittern am ganzen Körper. Und ein so hohes Fieber, bis gleich zum Anschlag vom Thermometer, hat sie g‘sagt. Und der Fuß ist so heiß und irgendwie dicker und juckt. Jetzt hat sie glaub ich kein Fieber mehr.“
Worin unterscheiden sich die beiden Kasuistiken bezüglich des Beratungsproblems Fieber wesentlich?