10.2.1 Benigne Prostatahyperplasie
Zusatzinfo
In den Fälleverteilungsstatistiken von Braun bzw. Landolt-Theus bzw. Danninger zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren rangiert das BE „Prostatahyperplasie“ auf den Rängen 81 bzw. 94 bzw. 115. In der 10-Jahres-Statistik der Allgemeinärztin Fink (1989-1999) findet sich dagegen die BPH mit Rang 248 im letzten Drittel der regelmäßig häufigen Beratungsergebnisse. Möglicherweise könnte hier ein genderspezifischer Bias als statistische Einflussgröße im Gegensatz zu den Erfassungshäufigkeiten ihrer männlichen Allgemeinärzte eine Rolle spielen.
Lebensqualität
So wie die objektiven Parameter bei BHP regelmäßig voranschreiten, so gilt dies auch für das persönliche Erleben der Krankheit. Studien haben gezeigt, dass ältere Männer, die einmal nachts aufstehen müssen, zumeist keine besondere Beeinträchtigung erfahren; dagegen verhindert jedes weitere nächtliche Aufstehen einen erholsamen Schlaf. Besonders nachteilig erweist es sich offenbar, wenn die Männer in den ersten drei Stunden nach dem Einschlafen aufwachen.
(Quelle: Beise U 2010. LUTS verringert die Lebensqualität enorm. Ars medici Dossier III, 10-12)
PSA-Bestimmung
Die routinemäßige PSA-Bestimmung bei LUTS mit BHP wird kontrovers diskutiert; allerdings korrespondiert das PSA mit dem Prostatavolumen und kann bei Einbeziehung der Patientenbeschwerden gelegentlich eine Hilfe bei der Beurteilung des Therapieeffekts sein. Dagegen gehört bei deutschen Autoren die Bestimmung des PSA bereits zur Routinediagnostik, auch mit der Einschränkung, dass eine PSA-Bestimmung nur sinnvoll sei, wenn ein erhöhter Wert das weitere Vorgehen verändern sollte.
Beachte: Eine erhöhte PSA-Konzentration (> 4 µg/l) kann auch durch akuten Harnverhalt, akute Prostatitis, Prostatainfarkte sowie Manipulationen an der Prostata (z. B. nach Radfahren) hervorgerufen werden.
(Quellen: Wilt u. N’Dow 2008; Oelke et al. 2007; Schlenker et al. 2009)
Lifestyle-Empfehlungen bei LUTS mit BHP
Flüssigkeitszufuhr reduzieren, insbesondere zur Nacht, möglichst kein Alkohol und Kaffee, Harnblase vor längerer Reise und unmittelbar vor dem Schlafengehen entleeren.
Medikamentöse Therapie
Die Kombination aus 5-α-Reduktase-Inhibitoren und α-Blockern besitzt die höchste Wirksamkeit, ist aber auch die teuerste medikamentöse Behandlungsvariante. Vielversprechend könnte die Behandlung mit in die Prostata injiziertes Botox sein.
(Quelle: U. Beise 2010, EAU-Jahreskongress, Stockholm, Ars medici Dossier III)
Tabelle. »International prostata symptome score« (IPSS) nach WHO-Empfehlungen
Die Angaben beziehen sich auf die letzten 4 Wochen Bitte ankreuzen |
Niemals |
Seltener als in 1 von 5 Fällen |
Seltener als in der Hälfte aller Fälle |
Ungefähr in der Hälfte aller Fälle |
In mehr als der Hälfte aller Fälle |
Fast immer |
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1. Wie oft hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz entleert war? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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2. Wie oft mussten Sie innerhalb von 2 Stunden ein zweites Mal Wasser lassen? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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3. Wie oft mussten Sie beim Wasserlassen mehrmals aufhören und wieder neu beginnen? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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4. Wie oft hatten Sie Schwierigkeiten, das Wasserlassen hinauszuzögern? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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5. Wie oft hatten Sie einen schwachen Strahl beim Wasserlassen? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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6. Wie oft mussten Sie pressen oder sich anstrengen, um mit dem Wasserlassen zu beginnen? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
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7. Wie oft sind Sie im Durchschnitt nachts aufgestanden, um Wasser zu lassen? |
Niemals 0 |
1-mal 1 |
2-mal 2 |
3-mal 3 |
4-mal 4 |
5-mal oder mehr 5 |
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Gesamtsumme = |
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Ausge- zeichnet |
Zufrieden |
Über- Wiegend zufrieden |
Gemischt, teils zufrieden, teils unzufrieden |
Überwiegend unzufrieden |
Unglücklich |
Sehr schlecht |
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Wie würden Sie sich fühlen, wenn sich Ihre jetzigen Symptome beim Wasserlassen in Ihrem weiteren Leben nicht mehr ändern würden? |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
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Lebensqualitätindex = |
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Maximal 35 Scorepunkte: 0–7 = leichte Symptomatik, 8–19 = mittlere Symptomatik, 20–35 = hochgradige Symptomatik
Absolute Operationsindikationen bei BPH
- Rezidivierender Harnverhalt,
- rezidivierende Harnwegsinfektionen,
- nicht beherrschbare Hämaturie,
- Dilatation des oberen Harntraktes,
- eingeschränkte Nierenfunktion.
(Quelle: Heinrich u. Michel 2010)
Tabelle Symptomorientierte Stadieneinteilung der benignen Prostatahyperplasie nach Vahlensiek
Stadium | Merkmale |
I »Vorstadium« |
Symptomlos Palpatorisch vergrößerte Prostata |
II »Reizstadium« |
Verzögerter Miktionsbeginn Abgeschwächter Harnstrahl Verlängerte Miktionsdauer Nachträufeln nach Miktion Pollakisurie Nykturie (=3- bis 5-malige Entleerung) |
II »Restharnstadium« |
Wie Stadium I, aber zunehmend Signifikante Restharnbildung (>20% des Miktionsvolumens) Pseudodivertikel der Blase Gelegentlich Harnverhalt |
IV »Dekompensations- stadium« |
Überlaufblase (Ischuria paradoxa) Harnstauungsnieren Schleichende Urämie |