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2.1.9 Qualitätskontrolle am Beispiel des Fieber-Programms

Zusatzinfo

Hantavirus-Infektion

Infektionen mit diesen von Mäusen übertragenen Erregern zählten 2007 zu den 5 häufigsten meldepflichtigen Viruserkrankungen in Deutschland (knapp 1700 Erkrankungsfälle). 85 % der Infektionen bleiben asymptomatisch. Die Inkubationszeit beträgt 2 – 4 Wochen. Der Beginn ist wie beim Bild einer Influenza: Abrupt einsetzendes, über 3 – 4 Tage anhaltendes Fieber, außerdem Rücken-, Bauch- und Kopfschmerzen. In der letzten Phase kommen Nierenfunktionsstörungen hinzu. Die Patienten leiden meist unter Proteinurie, außerdem Mikrohämaturie und Oligurie.

Bevorzugt Betroffene sind Landwirte oder Förster oder Menschen, die ihre Garage gefegt hatten und mit Mäusekot in Kontakt gekommen sind. Die Infektion gilt als gesichert, wenn spezifische Antikörper nachweisbar sind.

Tipp
Wenn beim Fegen der Garage oder des Kellers Mäuseköttel gesehen werden, sollte vor dem Reinigen gut gelüftet und der Boden mit Wasser benetzt werden, um die Aerosolbildung zu verhindern. Mundschutz ist sinnvoll.


Tabelle. Auswertung von 200 diagnostischen Programmen »uncharakteristisches Fieber« (UF). Weichenstellung in 11 Fällen durch neu aufgedeckte Erkrankungen oder Symptome einer Erkrankung. (Aus Danninger 1989)

Fall

Alter

Geschlecht

Beratungsursache

Beratungsergebnis

Durch die programmierte
Diagnostik neu aufgedeckte Erkrankung

1

49 J.

Männlich

Fieber, Husten

UF

Leistenhernie

2

66 J.

Weiblich

Verkühlung

AFAR

Subikterus

3

29 J.

Männlich

Verkühlung

Husten

Perforiertes Trommelfell

4

36 J.

Männlich

Verkühlung

Bronchitis

Hämorrhagische Zystitis

5

20 J.

Weiblich

Ohrenbeschwerden, Verkühlung

AFAR

Systolikum

6

6 M.

Männlich

Husten

Husten, Mesotitis

Anämie

7

27 J.

Weiblich

Halsschmerzen, Husten

Pharyngitis

Zystitis

8

7 J.

Weiblich

Fieber

UF, Bronchitis

Mikrohämaturie

9

55 J.

Männlich

Fieber

UF

Albuminurie

10

42 J.

Weiblich

Fieber, Brechreiz

UF

Diabetes mellitus

11

60 J.

Männlich

Reduzierter Allgemeinzustand, Erbrechen

Depression

Depression

J. Jahre, M. Monate


Fallbeispiel

Kasuistik 2.1.9-1: Dachbodenrenovierung: Fieber, Nasenbluten und myalgiforme abdominale Schmerzen

Leopold u. Siepmann (2008) berichten von einem 38-jährigen Mann, der sich in einem auswärtigen Krankenhaus mit seit 5 Tagen bestehendem Fieber bis 39 °C, Schüttelfrost, starken myalgiformen Schmerzen im Lumbal- und Unterbauchbereich sowie Nasenbluten vorgestellt hatte. Insulinpflichtiger Diabetes mellitus (Typ 1) war bekannt. Der Patient berichtete, seinen Dachboden renoviert zu haben. Außer deutlich erhöhtem Kreatinin (497 µmol/l) und leicht erhöhten Entzündungsparametern bei normaler Diurese keine Besonderheiten bei der Erstuntersuchung. Zur weiteren Diagnostik und Therapie wurde der Patient (kein Fieber, RR 120/75) in eine nephrologische Klinik verlegt.

Die Entzündungswerte (CRP 58,7 mg/l) blieben zunächst auf gleichem Niveau. Beendigung der Antibiotikatherapie bei fehlender Leukozytose und ausbleibendem Fieber. Im weiteren Verlauf entwickelte der Patient parallel zum Kreatininanstieg (bis max. 580 µmol/l) leichte Urämiesymptome, so dass zweimal eine Hämodialyse durchgeführt wurde. Die Hantavirus-Serologie war positiv. 2 Monate nach Beginn der akuten Krankheit waren Kreatinin, CRP, BB, Urinstatus sowie die Urinausscheidung von Albumin, IgG unauffällig.

Stichwörter: 5-tägiges Fieber bis 39 °C, starke myalgiforme Schmerzen im Lumbal- und Unterbauchbereich, Nasenbluten – akutes Nierenversagen – Hantavirus-Infektion (hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom)

Kommentar:

Die Autoren betonen, dass bei akutem Nierenversagen mit Fieber, Thrombozytopenie, myalgiformen und abdominellen Schmerzen an eine Hantavirus-Infektion gedacht werden soll.

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