10.4.2 Fluor
Zusatzinfo
Wissenswertes
Das physiologische Scheidensekret ist u. a. gekennzeichnet durch einen konstant azidösen pH von 3,8-4,4, fehlende/vereinzelte Leukozyten sowie geruchsneutralen vaginalen Fluor. Hohe sexuelle Aktivität scheint den Rückgang der schützenden H2O2-bildenden Döderleinflora der Scheide zu begünstigen und somit eine Dysbiose zu ermöglichen.
Statistisch gesehen erkrankt jede Frau einmal pro Jahr. Die Infektion ist meist unkompliziert, lokal begrenzt und ohne allgemeine Symptome. Unter den Erregern überwiegen Candida albicans (> 90 %). Das Problem ist die hohe Rezidivrate. Die Vaginalcandidose ist eine betreuungsintensive Erkrankung, die mehrere Generationen einer Familie betreffen kann. Wenn die Infektion chronisch verläuft und in fast jedem Zyklus ausbricht, sollte eine zusätzliche systemische Therapie (z. B. bei C. albicans Fluconazol 200 mg: anfangs 3x/d, danach für mehrere Wochen 200 mg/Wo) erfolgen. Die wichtigste externe Quelle ist der Mund des Partners. Eine professionelle Zahnreinigung kann dabei weit effektiver als die Gabe von Antimykotika sein. Zuckerfreie Diäten sind nicht sinnvoll, eher schädlich: Pilze sterben ohne Zucker nicht ab, sondern stellen sich auf Fett und Eiweiße um. Mehr als 80 % der Frauen beginnen eine Selbstmedikation bei entsprechender Symptomatik.
Quelle: Tietz 2009
Merke
Der bloße Nachweis von Candida im Scheidenabstrich verlangt keine Therapie.
Tabelle. Charakteristika des Fluor vaginalis (mod. Mylonas u. Fries 2007)
Mögliche Ursache |
Konsistenz |
Farbe |
Geruch |
Mittelfluss, neurovegetative Ursachen, Stress, Zervixpolypen, Ektopie |
Mittel |
Klar |
Keiner |
Chlamydia trachomatis |
Mittel |
Glasig klar |
Keiner |
Bakterielle Vaginose |
Dünnflüssig |
Weißgrau |
Fischartig |
Soorkolpitis |
Cremig-käsig |
Weißlich gelb |
Keiner, modrig |
Gonorrhö |
Rahmig |
Gelblich, eitrig |
Übel riechend |
Fremdkörper |
Dünn- bis dickflüssig |
Bräunlich |
Übel riechend |
Trichomonadenkolpitis |
Schaumig |
Grüngelb |
Fötid |
Malignom |
Wässrig |
Braun-blutig |
Faulig |