Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
Onlineinhalte zum Buch

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

10.5 Klimakterische Beschwerden

Zusatzinfo

Wissenswertes

Hormontherapie (HT)

In den 1980-er und 1990-er Jahren wurde die Hormonersatztherapie (HRT) noch nahezu als „Allheilmittel“ bei klimakterischen Beschwerden empfohlen: Als wirksame Substanz gegen vasovegetative Symptome, zur Prävention des Kolonkarzinoms, zur Prävention und Reduktion der Mortalität kardiovaskulärer Ereignisse, zur Demenzprävention und Verringerung der Gesamtmortalität. Drei große internationale Studien (Women’s Health Initiative Study[WHI], The One Million Women Study und die Heart and Oestrogen/Progestin Replacement Study [HERS]) führten jedoch bei Ärzten und Patienten zu großen Verunsicherungen (Nierwetberg et al. 2008). Die im September 2009 erschienene S3-Leitlinie „Hormontherapie (HAT) in der Peri- und Postmenopause“ setzte sich in 11 Kapiteln u. a. mit den relevantesten Inhalten der Hormontherapie auseinander: Klimakterische Beschwerden – vulvovaginale Atrophie – Harninkontinenz – rezidivierende Harnwegsinfekte – Bewegungsapparat und Knochenstoffwechsel – koronare Herzkrankheit – zerebraler Insult – venöse Thromboembolien – Alterungsprozesse und Androgenisierungserscheinungen der Haut – Demenz – Mamma-, Endometrium-, Ovarial- und Kolonkarzinom – alternative Therapien.

Die wesentlichen Ausführungen sind in Mader: Allgemeinmedizin und Praxis, 7. Aufl. zusammengefasst. Weitere Aussagen:

  • Die alleinige Verbesserung der sog. allgemeinen oder gesundheitsbezogenen Lebensqualität ist keine Indikation zur HT.
  • Orale HT wird zur Behandlung der Harninkontinenz nicht empfohlen (dagegen ist vaginale Östrogenbehandlung wirksam).
  • Keine Empfehlung der HT für postmenopausale Frauen zur Verringerung kognitiver Beeinträchtigungen.
  • HT steigert das Risiko für Rezidiv nach behandeltem Mammakarzinom.
  • Abminderung des Alterungsprozesses oder Androgenisierungserscheinungen der Haut durch HT sind nicht belegt.
  • Ältere Frauen haben insbesondere zu Therapiebeginn erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse durch HT.
  • Bei hysterektomierten Frauen ist alleinige Östrogentherapie ausreichend.
  • Nutzen der HT hinsichtlich Libido ist umstritten.
  • HT zur Verringerung des Risikos einer Demenz wird nicht empfohlen.
  • Erhöhung des Ovarialkarzinomrisikos unter HT muss in die Nutzen-Risiko-Bewertung eingehen.
  • HT ist nicht zur Primär- oder Sekundärprävention der KHK indiziert.
  • HT ist nicht indiziert, um Altersprozesse oder Androgeniserungserscheinungen der Haut abzumildern.

Bei Frauen, die eine HT ablehnen oder bei denen Kontraindikationen bestehen, können bei leichten Beschwerden und Wunsch Phytoöstrogene, insbesondere die Substanzgruppe Isoflavone (Soja und Rotklee), individuell und zusätzlich gegeben werden (Foth 2009). Eine ähnlich kritische Empfehlung gilt für Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), Mönchspfeffer (Agnus castus), Nachtkerzenöl oder Rheum rhaponticum.

Mit einer phytoöstrogenreichen Ernährung, die viel Soja und faserreiche pflanzliche Lebensmittel (Getreidekörner, Leinsamen, Beeren, Obst- und Gemüsesorten) enthält, sollen Hitzewallungen um 40–50% reduziert werden können (Steck 2003). Diese Aussage sollte kritisch vor dem Hintergrund einer möglichen Plazebowirkung und der Gesamtstudienlage gesehen werden.


Transdermale hormonelle Menopausentherapie (MHT)

Als "risikoarme Variante einer MHT gilt heute nach aktuellen LL die transdermale statt der oralen Darreichung des pysiologischen Estrogens, führt der gynäkologische Endokrinologe PD Dr.med. Alexander Römmler in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) aus.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/besser-als-ihr-ruf-1804630

 

Definitionen

Menopause
Menopause nennt man den Zeitpunkt der letzten Menstruationsblutung, dem 1 Jahr lang keine weitere Blutung folgt. Das Menopausenalter liegt z. Z. überwiegend jenseits des 50. Lebensjahres.

Prämenopause
Die Prämenopause umschreibt den Lebensabschnitt ab dem 40. Lebensjahr, in dem die Frau die ersten involutionsbedingten Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus sowie den Beginn des typischen klimakterischen Beschwerdekomplexes (Wechseljahre) erfahren kann.

Perimenopause
Die Perimenopause (Klimakterium) ist die Übergangsphase zwischen Prämenopause und Menopause. Sie ist durch unregelmäßige Blutungen und andere physiologische Veränderungen (z. B. Labilität des autonomen Nervensystems) gekennzeichnet.

Postmenopause
Ab dem darauffolgenden Jahr, nachdem die Menopause eingetreten ist, folgt die Postmenopause, die durch erhöhte Serumspiegel der Gonadotropine und niedrige Östradiolspiegel geprägt ist. Der Eintritt der Menopause vor dem 40. Lebensjahr heißt vorzeitige Menopause (Climacterium praecox) und vor dem 45. Lebensjahr frühzeitige Menopause.


Normalwerte für den Testosteronspiegel bei älteren Männern
fehlen (nicht unproblematisch: Orientierung erfolgt an den Werten jüngerer Männer).


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Copyright 2014-2024 • Prof. Dr. med. Frank H. Mader