10.7 Sexuell übertragbare Erkrankungen
Zusatzinfo
Trichomoniasis
Die T. ist mit 120 Mio Fällen/J weltweit die bei weitem häufigste STD.
Gonorrhö
Die Mehrzahl der infizierten Männer entwickelt innerhalb weniger Tage Ausfluss und Dysurie. In den letzten Jahren gibt es jedoch zunehmend Patienten, die allenfalls spärlichen serösen Ausfluss präsentieren und tagsüber oft keine Beschwerden (ggf. außer der morgendlichen Miktion) haben. Mind. 10 % der Betroffenen sind völlig symptomfrei. Eine Studie an Prostituierten wies nach, dass Kondome beim Oralsex vor pharyngealer Gonorrhö schützen.
HPV
80 % aller Menschen kommen mit dem humanen Papillomavirus in Kontakt. Das Virus kann sich auch durch engen Hautkontakt im Intimbereich verbreiten; deshalb resorbiert das Präservativ die Übertragung nur ungenügend. In den meisten Fällen bietet die natürliche Immunität genügend Schutz. Nur in 30 % kommt es zu – meist vorübergehenden – Zellveränderungen. Davon persistieren 10 % über 2 Jahre. Immunsupprimierte Patienten (HIV, medikamentös induziert) sind besonders gefährdet für chronisch persistierende HPV-Zellveränderungen.
Herpes genitalis
Übertragung ist auch im asymptomatischen Stadium möglich und wird durch Präservative nur um ca. 25 % reduziert. Nachweis in der Regel durch das typische Erscheinungsbild. Frühzeitige Behandlung kann die Dauer der Symptome abkürzen, hat jedoch keinen Einfluss auf den Verlauf der Rezidive.
Chlamydien
Vor allem junge Frauen zwischen 20 und 24 Jahren sind gefährdet für eine Chlamydieninfektion, welche eine asymptomatische Zervizitis, aber auch eine Urethritis und eine aszendierende Infektion des inneren Genitale verursachen kann. Typische Symptome: Unterbauchschmerzen und Endometritis-bedingte Metrorrhagien und Kontaktblutungen (Schlatter-Gentinetta 2009).
HIV
Wissenswertes
Häufigste Übertragungswege für eine HIV-Infektion sind vor allem Menschen mit Risikoverhalten (homosexuelle und bisexuelle Kontakte bei Männern, heterosexuelle Kontakte mit häufig wechselnden Partnern, Sextourismus, Heroin- und Kokainkonsum) oder nach Migration aus Hochprävalenzländern. Der Analverkehr stellt ein höheres Risiko dar als Vaginalverkehr und dieser wiederum ein deutlich höheres Risiko als urogenitale Kontakte.
Die regelmäßige Medikamenteneinnahme ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der antiretroviralen Therapie.
Diagnostik der HIV-Infektion: Nach einer Exposition (d. h. z. B. Sexualkontakt mit einem unbekannten Partner) ist ein erster Antikörpertest nach ca. 3 Wochen sinnvoll. Weitere sollten nach 6 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten durchgeführt werden (Klinker 2008).
Nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen bis Wochen nach Ansteckung mit dem HI-Virus kommt es bei ca. 40-90 % der Betroffenen zu Fieber, Hautausschlag und Lymphadenopathie, häufig verbunden mit Pharyngitis oder weiteren uncharakteristischen Symptomen, die eine Verwechslung mit einem grippalen Infekt zulassen, beispielsweise Müdigkeit, Myalgie, Arthralgie, Nachtschweiß, Kopfschmerzen, Diarrhö, Erbrechen oder Übelkeit (Meurer u. Jäger 2007).
Die spezifischen Antikörper können in der Regel erst 4 Wochen bis 3 Monate nach der Infektion nachgewiesen werden. Nach etwa 3 Monaten kann mit hoher Sicherheit gezeigt werden, ob HIV-Antikörper gebildet wurden (positives Testergebnis) oder nicht (negatives Testergebnis). Ein negatives Testergebnis ist nur aussagekräftig, wenn das letzte Infektionsrisiko mind. 3 Monate zurückliegt. Bei einem positiven Testergebnis des Such- und des Bestätigungstestes muss von einer HIV-Infektion ausgegangen werden. Ein negatives Testergebnis nach einer Risikosituation bedeutet nicht, dass die betreffende Person immun oder besonders widerstandsfähig gegen HIV wäre – sondern nur, dass er oder sie Glück hatte (Markus u. Starker 2006).
HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
PrEP kann Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko schützen. Neben-und Wechselwirkungen des Kombinationspräparates beschreibt Dr.med. Armin Wunder, Frankfurt, in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2021) 6: 30-31
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_6/32/index.html
Hepatitis B (HBV), Hepatitis C (HCV) und Syphilis
Koinfektionen mit HBV, HCV und Syphilis haben ähnliche Übertragungswege wie HIV. Es wird angenommen, dass Koinfektionen mit HBV und Syphilis bei HIV-positiven Personen in Deutschland häufig sind, insbesondere in der Gruppe von Männern, die Sex mit Männern haben (RKI 2017).
Merkblatt für praktisches Vorgehen bei Nadelstichverletzung
Ein übersichtliches Merkblatt, das für den Verletzungsfall von Medizinstudenten im Blockpraktikum ausgelegt ist, jedoch für alle anderen medizinischen Berufsgruppen gilt, bietet die HIV-Schwerpunktpraxis und Akademische Lehrpraxis von Dr. Claudia Levin an: http://www.dr-levin-muenchen.de/images/data/nadelstichverletzung.pdf
Opportunistische Infektionen bei AIDS
Der Infektiologe Dr. med. Martin Wächtler weist in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) darauf hin, dass auch im Zeitalter einer effektiven antiviralen Therapie mit opportunistischen Infektionen zu rechnen ist.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/wichtige-opportunistische-infektionen-1808814
Neue Therapiemöglichkeiten für HIV-Patienten zeigt in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 Dr. med. Christoph D.Spinner vom Interdisziplinären HIV-Zentrum (IZAR) der TUM auf.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1777866
Langzeitmanagement mit neuen antiretroviraler Therapie
Einige, vielversprechende Wirkstoffe sind derzeit in der Pipeline, die potenter und sicherer sein sollen, keine Resistenzen auslösen und länger wirken. Aktuelle Studiendaten wurden vor kurzem auf einem großen US-Kongress vorgestellt. Dr.med. Bernhard Haas berichtet von dort in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017).
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/hiv-therapie-heute-neue-substanzen-und-blick-in-die-zukunft-1846622