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2.3.2 Verschlimmerung

Zusatzinfo

Wissenswertes

Bei Nichtrauchern sind die Ursachen chronischen Hustens in der Reihenfolge der Häufigkeit: postnasal drip, Asthma oder Asthmaäquivalent, gastroösophagealer Reflux. In diesen Fällen ist – nach dem sorgfältigen Ausschluss eines offensichtlich anderen BE – ein erster pragmatischer Ansatz mittels Antihistaminika oder Vasokonstriktiva indiziert (Stalder u. Rochat 2003; PrimaryCare 3:673-676). Im Kindesalter sind folgende Ursachen für chronischen Husten zu bedenken: rezidivierende Bronchitiden im Rahmen von viralen Infektionen der Atemwege (oft begünstigt durch verschiedene Prädispositionsfaktoren), atopisches Asthma und spezifische Anomalie oder seltenere chronische Erkrankungen der Lungen – aber auch eine Fremdkörperaspiration sollte zumindest in Erwägung gezogen werden. Kinder können pro Jahr 8-10 obere Atemwegsinfektionen durchmachen; daher ist es nicht immer einfach zu entscheiden, bei welchem Kind der Husten außerhalb des akzeptablen Bereiches liegt.


Husten und gastroösophagealer Reflux

Der Säurereflux reizt die Hustenrezeptoren im distalen Ösophagus; zudem löst die Aspiration von Mageninhalt Husten aus.


Fallbeispiel

Kasuistik 2.3.2-1: „Mein Mann ist schon ausgezogen“

Eine 60-jährige Patientin von mir leidet seit 10 Jahren unter chronischem Husten: Die Patientin hat keine chronische Bronchitis, Sinusitis oder Obstruktion. Sie wurde mehrfach pneumologisch untersucht, auch Röntgendiagnostik der Thoraxorgane. Zwei Bronchoskopien. Der Husten ist sehr laut und es treten regelrechte Hustenserien auf; dabei wird der Husten immer tiefer, als ob etwas abgehustet werden müsste. „Ich kann’s meinem Mann nicht verargen. Er konnte es nimmer anhören und ist ausgezogen.“ Der Husten ist jedoch unproduktiv. Die Patientin ist aktiv und psychisch ohne Auffälligkeiten. Bisherige Diagnose: Überempfindliche Bronchialschleimhaut. Therapie mit inhalativen Steroiden, Montelukast, Codein, Thiotropiumbromid sowie Antibiotika bislang ohne Erfolg.
(Dr. med. W. S. aus M.)

 

Kommentar:

Die Patientin leidet definitionsgemäß an einem chronisch persistierenden Husten. Nachdem auch die Lungenfunktion keinen pathologischen Befund ergeben hat, kann der Husten am häufigsten auf eine der 4 Ursachen zurückzuführen sein:

  • ACE-Hemmer-Einnahme (nach Absetzen noch bis ca. 1 Monat Husten); nicht dosisabhängig (sollte ausgeschlossen sein).
  • Husten als Asthmaäquivalent: zu diagnostizieren anhand einer unspezifischen inhalativen Provokationstestung (hier kann oftmals eine inhalative Kortisontherapie helfen).
  • Husten infolge einer Erkrankung der oberen Atemwege, häufig Post-Nasal-DRIP (PND) (HNO-Untersuchung, ggf. CT der Nebenhöhlen).
  • Husten infolge Reflux (zum Ausschluss 24 h pH-Metrie erforderlich – Gastroskopie reicht nicht aus!).
  • HR CT des Thorax (Ausschluss von Bronchiektasen).

Wenn dennoch keine Ursache gefunden wird, bleibt es bei der Bezeichnung „idiopathischer Husten“ infolge der erhöhten Sensitivität des Hustenreflexes (Inhalationstest mit Capsaicin). Dieses Beratungsproblem kommt bei postmenopausalen Frauen am häufigsten vor. Therapie: nur symptomatisch. Übrigens: auch Kinder, die vorwiegend nachts husten, können einen gastroösophagealen Reflux haben.

(n. P. Kardos 2009, aus Infectopharm)

Kasuistik 2.3.2-2: "Ich huste und huste- und es löst sich nichts"

Der Allgemeinarzt und Heidelberger Hochschullehrer Prof. Hans-Dieter Klimm schildert in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2021) 4: 28 einen Fallbericht aus seiner Praxis von hartnäckigem Husten, dem ein hyperreagibles Bronchialsystem zugrunde liegt
https://allgemeinarzt.digital/medizin/atemwege/hyperreagibles-bronchialsystem-54588

Kommentar:
Übung:

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