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12.5.1 Gedächtnisstörungen

Zusatzinfo

Wissenswertes

Die mittlere Prävalenz für MCI beträgt in Deutschland bei den über 65-Jährigen etwa 16 % und liegt damit doppelt so hoch wie die Prävalenz von klinisch manifesten Demenzen (Förstl et al. 2008).


Tabelle. Kriterien der leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI)

  1. Nicht kognitiv normal, nicht dement.
  2. Verschlechterung der Kognition
    plus
    a) Patient und/oder Angehörige berichten über Verschlechterung
    plus
    Beeinträchtigung in objektiven Tests und/oder
    b) Evidenz einer Verschlechterung in objektiven kognitiven Tests.
  3. Erhaltene basale Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) oder minimale Beeinträchtigung komplexer ADL.

Fallbeispiel

Kasuistik 12.5.1-1: „Manchmal fallen mir die Namen von Bekannten nicht mehr ein“

Ein 65-jähriger Patient berichtet seinem Hausarzt, dass es ihm in letzter Zeit gelegentlich schwerfalle, auf den Namen von Bekannten zu kommen und ihm manchmal die richtigen Worte fehlten.

Die MFA wurde beauftragt, eine Testung mit dem TFDD durchzuführen; dieser ergab 35 Punkte im kognitiven und 9 im Depressionsteil (Hinweis auf eine Depression). Es erfolgte die Überweisung in eine Gedächtnissprechstunde zur weiteren Differenzierung der Demenzursache.

In der Memory-Ambulanz waren EEG und cCT unauffällig. Die Testpsychologie verifizierte kognitive Störungen, Schweregrad GDS 3 (erste objektivierbare kognitive Beschwerden). Von einer Liquordiagnostik wurde abgesehen. Die Rücküberweisung erfolgte mit der Diagnose „Depressive Pseudodemenz“ und der Bitte um Antidepressiva-Therapie.

Kommentar:

Bei einem so bewährten und standardisierten Test wie dem TFDD ist die Durchführung an die MFA delegierbar. Konsequent war die Überweisung in eine Spezialambulanz zwecks Vertiefung der Diagnostik.

Nicht ungewöhnlich war die dortige Aufdeckung einer „Depressiven Pseudodemenz“. Die daraufhin eingeleitete antidepressive Behandlung zeigte eine Stimmungsstabilisierung. Der TFDD ergab nun 42 Punkte im kognitiven und 2 im Depressionsteil bei GDS 2 (subjektive kognitive Beschwerden).

(Quelle: mod. n. Ihl, MMW-Fortschr Med 36:36-38)

Stichwörter:

  • nachlassendes Namensgedächtnis
  • TFDD-Test
  • Memory-Ambulanz

Kasuistik 12.5.1-2: "Gleich vier Sachen"

71-jährige Frau, die einen kleinen Zettel in der Hand hält: „Heute habe ich gleich vier Sachen: Erst einmal der Juckreiz am After, aber der geht jetzt auch schon in die Scheide. Ich weiß gar nicht mehr, wo das juckt. Dann blutet es – oder ist es Eiter? – aus dem Zehennagel. Ich habe mich da wohl beim Nagelschneiden verletzt. Im Kreuz sticht es mich auch. Das Vierte: Jetzt fällt es mir nicht mehr ein. Ich muss mir schon langsam alles aufschreiben. Ich werde immer vergesslicher.“

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Welchen Eindruck machen diese Sätze auf Sie? (2-3 Stichwörter)
  2. Wie schwer ist Ihrer Meinung nach die Patientin erkrankt? Wie schwer fühlt sie sich krank?
    (eher schwer? eher weniger schwer? eher leicht?)
  3. Diskutieren Sie den Fall unter dem Aspekt von Erkrankung, Krankheit und Sich-krank-fühlen.
  4. Bedenken Sie einen (ggf. mehrere) AGV(s)?
  5. Wie schätzen Sie die Dringlichkeit Ihres ärztlichen Handelns ein?
    (weniger dringlich? eher dringlich?)

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