Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
Onlineinhalte zum Buch

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

12.6 Sucht und Abhängigkeit

Zusatzinfo

Übersicht. Abhängigkeitssyndrom nach ICD-10 (F10.2)

Die Kriterien des Begriffes »Abhängigkeit« sind nur dann erfüllt, wenn irgendwann während des letzten Jahres 3 oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren

  1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren
  2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
  3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums
  4. Nachweis einer Toleranz
  5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
  6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen

Abhängigkeitserzeugende Substanzen

  • Alkohol
  • Tabak
  • Sedativa und Hypnotika
  • Opioide (Heroin, Methadon, Kodein, opiathaltige Schmerzmittel)
  • Cannabinoide (Haschisch, Marihuana)
  • Kokain (Crack)
  • Stimulanzien (Amphetamine, Ecstasy, γ-Hydroxybutyrat, Koffein)
  • Halluzinogene (LSD, Psylocybin, halluzinogene Pilze)
  • flüchtige Lösungsmittel

Merkmale der motivierenden Gesprächsführung (Miller u. Rollnick 2009)

  • Das Verhalten des Patienten (z. B. Rückfall) nicht kritisieren.
  • Empathische Grundhaltung zeigen, auf Konfrontation verzichten.
  • Wahrnehmung von Diskrepanzen zwischen Selbstbild und Wirklichkeit fördern.
  • Selbstvertrauen bezüglich der Fähigkeit zur Abstinenz aufbauen.
  • Gemeinsam erarbeitete, exakt umschriebene Behandlungsziele vereinbaren.
  • Zu den Techniken der motivierenden Gesprächsführung gehören:
    - offene Fragen ohne implizite Wertung;
    - reflektierendes Zuhören;
    - positive Rückmeldung (ehrliches Loben, Anerkennen der Fortschritte);
    - strukturierte Zusammenfassung der Äußerungen des Patienten.
  • Regelmäßige Einhaltung des Kontaktes. Bei Nichterscheinen Anruf der Sprechstundenhilfe mit Gesprächsangebot.

Rückmeldungen (z. B. Laborwerte) und Informationen (über professionelle Hilfsangebote) sind nur dann förderlich, wenn der Patient sie annehmen kann.

 

Spiel- und Internetsucht

Über zwei wichtige Vertreter der nicht stoffgebundenen Sucht informiert der klinische Psychiater Dr. med. Andreas Jähne in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) und gibt dazu einige Praxistipps.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/wann-wird-daddeln-zum-problem-1817634


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Copyright 2014-2024 • Prof. Dr. med. Frank H. Mader