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12.10 Multiple Sklerose

Zusatzinfo

Wissenswertes

In Deutschland leiden ca. 120.000 Menschen unter MS; jedes Jahr werden ca. 2.500 Erkrankungen neu diagnostiziert. Auch wenn die zur Verfügung stehenden Medikamente die RRMS nicht heilen, ist erwiesen, dass diese Therapie die bleibende neurologische Behinderung im Verlauf der Erkrankung deutlich reduziert – und zwar umso deutlicher, je früher damit begonnen wird. Häufigste Nebenwirkung der Interferone sind grippeähnliche Symptome, die in den ersten Stunden nach Injektion auftreten (prophylaktische Gabe von NSAR wie 500-1000 mg Paracetamol oder 400 mg Ibuprofen retard) (Jochim et al. 2011).

Die MS wird in verschiedene klinische Verlaufsformen unterteilt: Die meisten Patienten (ca. 85 %) zeigen zu Beginn einen schubförmig remittierenden Verlauf (RRMS).

Als Faustregel für den klinischen Alltag konnte retrospektiv eine Drittelregel aufgestellt werden: Ein Drittel der Patienten bleibt lebenslang ohne wesentliche Behinderung, ein Drittel akkumuliert neurologische, beeinträchtigende Defizite, bleibt aber im Alltag weitgehend selbstständig und ein Drittel erreicht einen Schwerbehinderungsgrad (Havler et al. 2011).

Von einem Schub spricht man, wenn eine subakut entwickelte neurologische Symptomatik länger als 24 Stunden anhält. Die Behandlung des Schubes besteht aus einer Hochdosis Steroidtherapie mit 500-1000 mg Methylprednisolon i. v. an 3-5 Tagen und anschließendem oralem Ausschleichen über 10 Tage. Die Entscheidung zur Behandlung hängt, neben dem Patientenwunsch, von Ausprägung und Art der Symptome ab. Diese Behandlung kann auch ambulant in der hausärztlichen Praxis durchgeführt werden (Begleitmedikation zum Magenschutz und Thromboseprophylaxe unter regelmäßigen Elektrolyt- und BZ-Kontrollen) (Jochim et al. 2011).

Bei der Erkrankung wird die schützende Hülle (Myelinschicht) geschädigt, mit der die Nervenfasern im Gehirn und im Rückenmark ummantelt sind, so dass Erregungssignale nicht mehr weitergeleitet werden. Ebenso werden die Nervenphasen selbst geschädigt. Je nachdem, welche Bereiche des Nervensystems angegriffen werden, sind die Folgen u. a. Gehbehinderungen, Taubheitsempfindungen oder Sehstörungen.


Tabelle. Häufigkeit (Rang) des Beratungsergebnisses »multiple Sklerose« in allgemeinmedizinischen Praxen in Österreich, in der Schweiz und in Frankreich/Paris

Beratungsergebnis

Österreich
Braun (1986)

Schweiz
Landolt-Theus (1992)

Frankreich
Sourzac u. Very (1991)

1954–1959

1977–1980

1983–1988

1988–1990

Multiple Sklerose

334a

254

185

228

aNicht regelmäßig häufig


Uthoff-Phänomen (Zeichen): Zunahme der Defizite bei Temperaturerhöhung (z. B. Fieber, heißes Bad, sommerliche Temperaturen).


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