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2.4.1 Tonsillitis

Zusatzinfo

Erkrankungen im HNO-Bereich äußern sich in erster Linie durch Schmerzen. Die HNO-Ärztin Dr. med. Nora Weiss unterscheidet in einer Übersichtsarbeit in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) sinugene, otogene und pharyngeale Schmerzen und zeigt verschiedene therapeutische Möglichkeiten auf. Dabei wird auch die AWMF-LL "Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln - Tonsillitis" vorgestellt.
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/hals-nasen-ohrenschmerzen-analgetika-und-antibiotika-richtig-einsetzen-1826950


Wann und wie behandeln? Wann operieren?

Die Kinderärztin Prof. Dr. med. Martina Prelog, Universität Würzburg, empfiehlt in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2007) ab dem 3. Lebensjahr den McIsaac- Score beim Bild einer Gruppe-A-Tonsillopharyngitis.
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/tonsillitis-wann-und-wie-behandeln-1840496


Tonsillektomie

Eine Tonsillektomie ist bei Kindern und Erwachsenen darüber hinaus bei folgenden Ausgangssituationen zu erwägen:

  • Halsschmerz-Episoden aufgrund akuter Tonsillitis;
  • funktionell beeinträchtigende Halsschmerz-Episoden;
  • 7 oder mehr gut dokumentierte, klinisch signifikante und adäquat behandelte Episoden im zurückliegenden Jahr;
  • 5 oder mehr Episoden in jedem der beiden vorangegangenen Jahre;
  • 3 oder mehr Episoden in jedem der drei vorangegangenen Jahre.

Evidenz, welche Patienten von einer Tonsillektomie profitieren, gibt es allerdings lediglich für Erwachsene mit wiederkehrender Pharyngitis durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A.
(Quelle: Scottish Guidelines 2010)


Postinfektiöse Glomerulonephritis (PGN)

Die Post-Streptokokken-GN ist mit ca. 470.000 Neuerkrankungen eine der häufigsten Glomerulonephritiden. Die Inzidenz liegt in Entwicklungs- und Schwellenländern bei bis 30:100.000. In den Industrienationen waren die Erkrankungszahlen dagegen in den vergangenen Jahren deutlich rückläufig, so dass sie heute als „selten“ eingestuft wird. Als Erreger wurden in den letzten Jahren u. a. vermehrt Staphylokokken nachgewiesen. Die klassische Nephritis entwickelt sich innerhalb von 7-15 d nach einer Tonsillitis und 4-6 Wo nach einer Impetigo. Das Erkrankungsmaximum liegt im Kindesalter bei 6-8 J. Typisch ist die Trias: Ödeme, Makrohämaturie und Hypertonie. Die Krankheit hat eine sehr gute Prognose und heilt meist spontan aus (Hohenstein u. Hugo 2011).


Urinkontrolle nach Penizillintherapie

Eine Urinkontrolle z. B. 2-3 Wo nach Beendigung der antibiotischen Therapie auf Eiweiß ist nicht sinnvoll. Es gibt dazu auch keine Daten. Selbst bei frühzeitigem Nachweis einer Proteinurie bietet sich nach derzeitigem Stand keine spezifische Therapieoption für eine mögliche postinfektiöse Glomerulonephritis an (pers. Mitteilung PD Dr. Bernd Hohenstein, Dresden, 30.5.2012).


Fallbeispiel

Kasuistik 2.4.1-1: Köchin: „Beim Schlucken springt mir der Kopf ab“

Eine 53-jährige Köchin (vgl. Foto unten) kommt mit ihrer Arbeitskleidung direkt vom Arbeitsplatz weg in die Vormittagssprechstunde und jammert:

„Beim Schlucken springt mir vor Schmerzen der Kopf ab. Alle Knochen tun mir weh. Ich könnt‘ den ganzen Tag schlafen. Und Fieber hab‘ ich bestimmt bis zum Anschlag. Jedenfalls friert’s und schüttelt’s mich so.“

Übung:

Gruppenarbeit (10 min)

  1. Welchen Eindruck macht die Patientin auf Sie?
  2. Welche Fragen stellen Sie der Patientin?
  3. Warum stellen Sie diese Fragen?
  4. Wie bewerten Sie die Angaben der Patientin?
  5. Welches Beratungsergebnis würden Sie klassifizieren und warum?
  6. Welchen möglichen abwendbar gefährlichen Verlauf bedenken Sie?
  7. Wie gehen Sie in diesem Fall als Hausärztin/Hausarzt konkret vor?

Schmerzen beim Schlucken

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