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13.2.1 Uncharakteristische Kopfschmerzen

Zusatzinfo

Checkliste "Kopfschmerz-Programm" (Braun, Mader 2005)

Das Risiko etwas Wichtiges in der Befragung und der Untersuchung zu übersehen, wird für den Allgemeinarzt entscheidend dadurch herabgesetzt, dass er – zumindest bei jedem neuen Fall von uncharakteristischem Kopfschmerz – die Checkliste einsetzt (»Kopfschmerz-Programm«, â–ºCheckliste Nr. 70).

Die programmierte Diagnostik muss jedoch nicht in derselben Beratung erfolgen, wenn keine Dringlichkeit vorliegt, sondern sie kann auch auf 2 oder 3 nicht zu weit auseinander liegende Konsultationen verteilt werden.



Häufigkeit im allgemeinmedizinischen Krankengut

In den Statistiken der 50-er Jahre sowie Ende der 70-er Jahre sowie in den 80-er und 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nehmen uncharakteristische Kopfschmerzen einen hohen Häufigkeitsrang im Krankengut ein (Rang 10 bzw. Rang 16 bzw. Rang 13 bzw. Rang 27; Landolt-Theus 1992). In der 10-Jahres-Statistik von 1989-1999 wird das BE Kopfschmerz mit Rang 22 erfasst (Fink u. Haidinger 2007).


Tabelle. Operationalisierte diagnostische Kriterien des Kopfschmerzes vom Spannungstyp*)

A.

Wenigstens zehn Episoden, die die Kriterien B bis D erfüllen (maximal an 15 Tagen im Monat).

B.

Die Kopfschmerzdauer liegt zwischen 30 Minuten und 7 Tagen.

C.

Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Charakteristika auf:

1.       beidseitige Lokalisation

2.       Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend

3.       leichte bis mittlere Schmerzintensität

4.      keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen

D.

Beide folgende Punkte sind erfüllt:

1.       keine Übelkeit oder Erbrechen (Appetitlosigkeit kann vorkommen) (bei der chronischen Verlaufsform auch Übelkeit)

2.      Photophobie oder Phonophobie, nicht jedoch beides, kann vorhanden sein.

E.

Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen

*) nach der Kopfschmerzklassifikation der IHS (2004)


Beim Kopfschmerz vom Spannungstyp werden 3 verschiedene Verlaufsformen unterschieden:

  • weniger als 12 Tage pro Jahr: sporadisch auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp,
  • 12 bis 180 Tage pro Jahr: häufig auftretender episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp,
  • mehr als 15 Tage pro Monat: chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp.

 

Leitlinie

S1-LL "Kopfschmerzen: episodische und chronische vom Spannungstyp und andere chronische tägliche Kopfschmerzen. Therapie"
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-077.html

 

Kopfschmerzkalender

Eine randomisierte und kontrollierte Studie an 165 Patienten im Rahmen einer Promotionsarbeit ergab: Für die Schmerzintensität und den Medikamentenverbrauch zeigte sich im Prä-Post-Vergleich für die Gruppe mit Kopfschmerzkalender ein signifikanter Unterschied. Nicht geklärt werden konnte durch das Studiendesign, ob die niedrigeren Angaben im Prä-Post-Vergleich durch die Aufzeichnung der Werte im Kopfschmerzkalender, und damit das beste Objektivierbarkeit, zustande kamen, oder ob es sich um eine tatsächliche Verringerung der Kopfschmerzintensität und Medikamenteneinnahme handelt. Für die Kopfschmerzdauer und die Kopfschmerzhäufigkeit konnte kein Unterschied in der Veränderung gezeigt werden (Peter 2011).



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