Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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13.3.1 Varizen

Zusatzinfo

Wissenswertes

Varizen sind erweiterte, geschlängelt verlaufende und oft gut sichtbare Venen im Subkutangewebe des Beins. Meist liegt eine Venenklappeninsuffizienz vor, so dass es zu einem Blutreflux kommt. Das führt zu einem venösen Hochdruck, der Symptome verursachen kann.


Kompressionsbinden

Kompressionsbinden sollten grundsätzlich einen hohen Arbeitsdruck und einen niedrigen Ruhedruck aufweisen. Dann ist beim mobilen Patienten durch den rhythmischen Wechsel von hohem und niedrigem Kompressionsdruck zum Einen bei Muskelkontraktion die Druckspitzen bis in den tiefen Venenbereich wirken und zum Anderen bei Muskelrelaxation – also in Ruhe – die nutritiven Gefäßbereiche der Endstrombahn vom Druck entlastet werden und ein Stoffaustausch stattfinden kann („Wadenmuskelpumpe“). Dafür empfehlen sich vor allem Kurzzugbinden.


Ruhedruck

Permanenter Druck bei körperlicher Inaktivität, der von außen, also z. B. von der Bandage, kommt (Ruhe-Anpressdruck).


Tabelle. Rang und Häufigkeit jener Beratungsergebnisse, die auf das Gefäßsystem hinweisen können; dargestellt im Krankengut der Jahre 1977–1980 (Braun 1986), aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Altersgruppen im Vergleich zum Vierjahresmaterial der Jahre 1955–1959 aus derselben Praxis (Braun 1961). Zum Vergleich der Rang für die Jahre 1983–1988 (Landolt-Theus 1992) sowie 1991–1996 (Daninnger 1997)

 

1991–1996

1983–1988

1977–1980

1954–1959

Beratungsergebnis

Gesamtzahl

Männlich

Weiblich

1977–1980

Altersgruppe [Jahre]

 

Rang

Rang

Rang

Rang

 

0–14

15–44

45–64

>65

 

26

40

25

73

Varizen

67

8

59

0

11

34

22

 

52

37

30

46

Thrombophlebitis

57

8

49

0

14

21

22

 

84

79

65

66

Ulcus cruris

29

11

18

0

3

15

11

 

75

140

121

Arterielle Verschlusskrankheiten

15

10

5

0

0

6

9

 

95

88

150

198

Beinkrämpfe

12

4

8

0

2

7

3

 

232

261

Akuter arterieller Extremitätenverschluss

5

0

5

0

0

0

5

 

298a

241

Raynaud-Krankheit

5

3

2

1

0

2

2

 

279

311a

174

Muskelkrämpfe

2

2

0

0

1

1

0

 

Keine Angabe bzw. a nicht regelmäßig häufig


Stützstrümpfe

dienen der Vorbeugung gegen schwere, müde Beine bei längerem Stehen oder Sitzen und auch gegen Reisevenenthrombosen. Sie werden von den Kassen nicht bezahlt und können auch bei einer bestehenden Venenerkrankung den medizinischen Kompressionsstrumpf nicht ersetzen.

Übersicht. Verordnungshinweise für medizinische Kompressionsstrümpfe

Um Verwechslungen vorzubeugen, sollten Hilfsmittel immer auf einem gesonderten Rezept verordnet werden, auf dem das Feld Nummer 7 (Hilfsmittel) mit einer „7“ gekennzeichnet wird. Das Rezept muss folgende Angaben enthalten:

  • genaue Diagnose (ICD-10 Code)
  • Anzahl der Strümpfe/Strumpfhosen (ein Paar oder ein Stück; bei Erstversorgung Verordnung von zweitem Paar aus hygienischen Gründen möglich)
  • Länge der Strümpfe (Wadenstrumpf AD, Halbschenkelstrumpf AF, Schenkelstrumpf AG, Kompressionsstrumpfhosen AT)
  • Kompressionsklasse (CCL 1 bis CCL 4)
  • Art der Fußspitze (offen oder geschlossen)

Falls erforderlich sind außerdem noch folgende Hinweise möglich:

  • zusätzliche Verordnung von Befestigungen (Haftband, Hüftbefestigung, Hautkleber) sowie An- und Ausziehhilfen
  • weitere Zusätze (Leibteil mit Kompression, Reißverschluss, Pelotten, Hosenschlitz etc.)
  • Zusatz „Maßanfertigung“
  • Zusatz „flachgestrickt“
  • Wechselversorgung

Indikationen und Kontraindikationen für Kompressionsverbände (Auszug) n. AWMF-Leitlinie: Phlebologischer Kompressionsverband

Indikationen

Varikose

  • Varikose, primär und sekundär
  • Varizen nach der Schwangerschaft
  • die Sklerosierungstherapie unterstützend
  • nach venenchirurgischen Eingriffen

Thromboembolie

  • Thrombophlebitis (superfiziell) sowie Zustand nach abgeheilter Phlebitis
  • tiefe Beinvenenthrombose
  • Zustand nach Thrombose
  • Postthrombotisches Syndrom
  • Thromboseprophylaxe

Chronische Veneninsuffizienz (CVI)

  • CVI der Stadien I bis III nach Widmer bzw. C1S bis C6 nach CEAP
  • Ulkusprävention
  • Leitveneninsuffizienz

Ödeme

  • Lymphödeme
  • Ödeme in der Schwangerschaft
  • posttraumatische Ödeme
  • zyklisch idiopathische Ödeme
  • Lipödeme ab Stadium II
  • Stauungszustände infolge Immobilität (arthrogenes Stauungssyndrom, Paresen und Teilparesen der Extremität

Kontraindikationen

absolute

  • fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit
  • dekompensierte Herzinsuffizienz

relative

  • schwere Sensibilitätsstörungen der Extremitäten
  • fortgeschrittene periphere Neuropathie (z. B. bei Diabetes mellitus)
  • Unverträglichkeit auf Bindenmaterial
  • noch kompensierte periphere arterielle Verschlusskrankheit

Kompressionstherapie beim Ulcus cruris

Bei welcher Indikation mit welcher Methode und mit welchem Material erfolgreich behandeln? Kerstin Protz beschreibt in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) die drei Phasen der Kompressionstherapie und gibt einige praktische Tipps.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/so-bandagieren-sie-richtig-1817648


Weitere Informationen 
in Mader: Fakten-Fälle -Fotos®zu den Themen
- Chronische Wunde (Kap. 5.8.3)
- Ulcus cruris (Kap.8.3)
 

Trendelenburg-Test:

Anlegen eines Stauschlauches in Horizontallage nahe der V.-saphena-magna-Mündung am Oberschenkel des erhobenen Beines. Patient steht dann auf. Füllen sich jetzt die Varizen unterhalb der Staubinde innerhalb von ca. 15 s rasch wieder auf, so sind die Klappen der Vv. perforantes insuffizient.


Perthes-Test:

Legt man am stehenden Patienten eine Stauung am Oberschenkel an und lässt den Patienten umhergehen, so müssen sich die gestauten Krampfadern entleeren, wenn die tiefen Venen in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt sind. Bleibt die Krampfaderstauung oder nimmt sie unter Schmerzen sogar zu, ist ein Verschluss der tiefen Venen anzunehmen.


Hohes Alter und Varizen

gelten nach Ansicht der Autorinnen Dr. med. Weyer und Prof. Dr. med. Reich- Schupke (Der Allgemeinarzt 2017) als Risikofaktoren für akute wie chronische Venenleiden. Auch bei geriatrischen Patienten mit symptomatischer Varikose sollte daher eine invasive Therapie erwogen werden.
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/venenkrankheiten-risikofaktor-hohes-alter-1830545


Spektakuläre Varizenblutung
Selbstmaßnahmen zu Hause nach massiver Blutung bei rupturierter Varize re. kranial. Jahrelang bekanntes Venenleiden mit Ulcus cruris und Stauungsdermatitis im Knöchelbereich. Erstmaßnahme der alleine lebenden Patientin durch Abbindung im betreffenden Bereich © F. H. Mader

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