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2.6 Schnupfen und kombinierte Luftwegekatarrhe

Zusatzinfo

Wissenswertes

Kinder, die in die Krippe gehen, haben ca. 50 % mehr Erkältungen mehr als Kinder, die zu Hause bleiben. Personen mit Kleinkinderkontakt (z. B. junge, gesunde Eltern) haben mehr Erkältungen als andere. Wichtig: Kleinkinder scheiden Viren länger und in viel höheren Konzentrationen in ihren Sekreten aus als Erwachsene. Sie werden in diesem Zusammenhang als „Virenschleudern“ bezeichnet (sprachlich etwas schockierend, aber anschaulich im Hinblick auf die epidemiologische Bedeutung von kleinen Kindern bei der Übertragung von respiratorischen Viren) (Tarr et al. 2011).

Klinisch kann das verursachende Virus nicht diagnostiziert werden, außer bei ca. 75 % der Patienten mit modernen Multiplex-PCR-Methoden.

Ca. 50 % der Luftwegsinfektionen sind durch Rhinoviren bedingt. Von diesen gibt es > 100 verschiedene Serotypen. Der Patient wird allerdings nur gegen den aktuell vorliegenden Serotyp immun: Eine Erkältung schützt also nicht vor einer nächsten Erkältung.

Soziale Distanzierungsmethoden im Winter (keine Küsschen, kein Händeschütteln) sind vermutlich ähnlich wirksam wie die Händedesinfektion (Tarr et al. 2011).

Eine Stichprobe im unausgelesenen Krankengut einer Allgemeinpraxis (223 Patienten) ergab, dass 85 % der Befragten ab und zu Schnupfen haben; nur 15 % litten nie an Schnupfen. Von denen, die angaben, ab und zu unter Schnupfen zu leiden, hatten sich 52 % selber Medikamente besorgt; 31,6 % fanden es nicht notwendig, den Schnupfen zu behandeln, nur 16% gaben den Schnupfen als alleinigen Grund für einen früheren Arztbesuch an. Aus dieser Befragung geht erwartungsgemäß hervor, dass die Mehrzahl der Patienten ab und zu Schnupfen hat, aber deshalb nur selten zum Arzt geht.

Tabelle. Indikationen für den Einsatz von Antibiotika bei akuter Rhinosinusitis(HNO LL 2010)

  • starke Beschwerden
  • Fieber > 38,5 °C
  • Verstärkung der Beschwerden im Laufe der Erkrankung
  • drohende Komplikation
  • Patienten mit chronisch entzündlicher Lungenerkrankung
  • immundefiziente bzw. immunsupprimierte Patienten
  • Patienten mit schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren

 

Antibiotika meist überflüssig

meint die Praktische Ärztin Dr.med. Katja Linke MPH in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017).Nur die wenigstens der 1778 befragten Patienten (7%) mit einer Infektion der Atemwege erwarten ein Antibiotikum, die meisten (47,3 %) wollen untersucht und beraten werden oder eine Krankschreibung erhalten. Fazit : "Phytos first".
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/infektionen-der-atemwege-antibiotika-meist-ueberfluessig


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