Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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13.6.5 Ernährung und Gewicht im Alter

Zusatzinfo

Wissenswertes

Viele ältere Patienten bevorzugen zwar energiereiche, aber relativ eiweiß-, vitamin- und mineralstoffarme Nahrungsmittel, sog. „Puddingvegetarier“. Sie ernähren sich vorzugsweise mit Apfelmus, Weißbrot, in Kaffee oder Tee getunkten Keksen und Zwieback sowie weichen Brötchen mit Konfitüre (niedrige Nährstoffdichte). Das Sättigungsgefühl stellt sich schneller ein, das Durstgefühl lässt nach. Eine Unterversorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen ist somit vorprogrammiert. (Hausärztliche Leitlinie Geriatrie der Leitliniengruppe Hessen 2008).

Im Alter verringert sich der Kalorienbedarf bei gleichbleibendem Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (hohe Nährstoffdichte).


Vitamin- B12 - Mangel im Alter

Zahlreiche unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Magen- Darm- Beschwerden, Blutbildveränderungen, neurologische oder psychiatrische Symptome können Ausdruck eines Vit.-B12-Mangels bei geriatrischen Patienten sein, schreibt der Internist Prof. Klaus Kisters in einem CME- Beitrag in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1763723


Mangelernährung im Alter

Evidenzbasierte Leitlinienempfehlungen
zur Prävention und Therapie beschreibt Prof. Dorothee Volkert in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2021) 7: 28-31
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_7/28/index.html


Mini Nutritional Assessement




Für weitere Informationen: www.mna-elderly.com ®Société des Produits Nestlé S.A., Vevey, Switzerland, Trademark Owners. © Nestlé, 1994, Revision 2009. N67200 12/99 10M
Für weitere Informationen: www.mna-elderly.com ®Société des Produits Nestlé S.A., Vevey, Switzerland, Trademark Owners. © Nestlé, 1994, Revision 2009. N67200 12/99 10M

Magensonde und Sondenernährung

Ist eine suffiziente Ernährung auf oralem Weg nicht möglich, ist die ergänzende oder vollständige Nährstoffabgabe über eine transnasale oderperkutane (PEG) Nährstoffsonde zu erwägen. Im Allgemeinen gilt, dass gebrechliche Ältere von einer Sondennahrung profitieren.
 

Künstliche Ernährung: ja oder nein? 

Mit dieser Frage setzt sich der Internist, Allgemeinarzt und Geriater am Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Uniklinik Mainz, Prof. Dr. med. Karl-Bertram Brantzen M.A. in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) auseinander. Häufig geht es nicht mehr um die Frage "Leben - ja oder nein?" sondern um die Frage "Leben - wie?"
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/kuenstliche-ernaehrung-am-lebensende-ja-oder-nein-1830527


Juristische Aspekte 

Wenn kein Einverständnis des Patienten oder seines Bevollmächtigten vorliegt, darf die möglicherweise lebensverlängernde Maßnahme nicht praktiziert werden. Wie weit dabei das vorliegende Patiententestament bzw. die entsprechende notariell beglaubigte Verfügung die Handlungsfähigkeit des Arztes einschränkt, muss im Einzelfall der Interpretation des Gerichtes vorbehalten bleiben.
(Rösch W (2013) PEG ohne Einverständniserklärung ist Körperverletzung. Hess Arztebl 12:883-887)


Entscheidungshilfe                                                                                                                                                              

Eine patientenverständliche Entscheidungshilfe bietet der AOK-Bundesverband unter: 
http://www.aok.de/fileadmin/user_upload/Universell/05-Content-PDF/peg_entscheidungshilfe.pdf


Frailty

Die Geriater Prof. Dr. med. Klaus Hager und Dr. med. Olaf Krause setzen sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt mit dem Frailty auseinander "Neuer Begriff - altes Problem" und den Möglichkeiten einer Primär-Sekundär- und Tertiärprävention.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1798962


Vitaminmangel im Alter

Der Kliniker und Internist Prof. Dr. med. Klaus Kisters weist in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2017 in einem CME-Beitrag auf eine mögliche unzureichende Versorgung mit Vit.D und Magnesium im Alter hin.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/ernaehrung-im-alter-auf-vitaminmangel-achten-1825106


Fallbeispiel

Kasuistik 13.6.5-1: 72-jähriger

Sie treffen Herrn S. (72 J) auf der Straße wieder, den Sie seit 1 Jahr nicht mehr gesehen haben: "Seit dem Tod meiner Frau muss ich mich selbst versorgen." An der zu weiten Kleidung des vormals kräftigen (ehem.) Bauleiters, die mit Hosenträgern und enger gestelltem Gürtel angepasst wurde, erkennen Sie eine deutliche Gewichtsabnahme.

Welchen Eindruck macht der Patient bezüglich seines Ernährungsstatus auf Sie?

Kommentar:

Wichtige "Blickdiagnosen" einer Ernährungsumstellung sind die zu weite Kleidung und der deutlich enger gestellte Gürtel. Passend auch die Vorgeschichte mit dem Tod der Ehefrau. Dies sollte zu einer weiteren Eruierung der Ernährungssituation des Patienten und zur differentialidagnostischen Abklärung führen.

Aus: Weber u. Grupp 2012

Kasuistik 13.6.5-2: Makrozytäre Anämie bei 83-Jähriger

Bei Frau Z. (83 J), einer rüstigen Selbstversorgerin, fällt  in der Routineblutabnahme eine makrozytäre Anämie auf.

Kommentar:

Die laborchemisch auffällige makrozytäre Anämie kann u. a. für eine gastrointestinale Aufnahmestörung von B-Vitaminen und Folsäure, aber auch für eine verminderte Zufuhr bei zu einseitiger Ernährung sprechen. Weitere differentialdiagnostische Abklärung und ggf. i.m.-Substitution sind zu erwägen.

Aus: Weber u. Grupp 2012

Kasuistik 13.6.5-3: Spindeldürr und schluckt nicht

Die Angehörigen versorgen den 69-jährigen Herrn A. nach seinem Schlaganfall zu Hause: "Unser Opa baut immer mehr ab. Die Beine sind jetzt schon spindeldürr und eine Stunde nach dem Essen finden sich immer  noch Speisereste im Mund."

Kommentar:

Die Anamnese "Schlaganfall mit Nahrungsresten im Mund und vermehrtem körperlichem Abbau" spricht für eine Ernährungs- und Schluckstörung. Unterstützt wird dies durch die körperliche Untersuchung mit Nahrungsresten im Mund und "spindeldürren" Beinen, vermutlich einem verminderten Unterschenkelumfang von < 31 cm. Weitere logopädische und neurologische Abklärung und ggf. Intervention sind zu empfehlen.

Aus: Weber u. Grupp 2012

Kasuistik 13.6.5-4: Untergewicht bei 83-Jährigem

Herr K. wiegt mit seinen 83 Jahren 72 kg bei 183 cm Körpergröße. Liegt ein Untergewicht vor?

Kommentar:

Idealgewicht nach Broca = 83 kg; damit ist Herr K. mehr als 5 % untergewichtig. BMI = 21,5 kg/m², damit ist der Patient im Risikobereich für eine Mangelernährung. Neben dem äußeren Eindruck und dem Gewichtsverlauf zeigen auch die genannten Berechnungen Abweichungen vom Normbereich, die zu einer weiterführenden differentialdiagnostischen Abklärung führen sollten.

Aus: Weber u. Grupp 2012

Kasuistik 13.6.3-5: Nasensonde nach Apoplex: Was raten Sie?

Herr M. (74 J) erlitt einen Apoplex mit Schluckstörung. Er ist aktuell nicht in der Lage, seinen kompletten Kalorienbedarf oral zu decken. Eine "Nasensonde" wurde gelegt. Das Schlucktraining macht jedoch gute Fortschritte. Was raten Sie?
 

Kommentar:

In Anbetracht der guten Fortschritte des Schlucktrainings sollte - fehlende Mazerationen der Schleimhaut durch die Sonde vorausgesetzt - vorerst die Nasensonde belassen und eine Restitutio ad integrum abgewartet werden. Regelmäßige Reevaluation des Schluck- und Ernährungsstatus.

Aus: Weber u. Grupp (2012) Ernährungsstörungen. Essen, Trinken, Sondenkost. Reihe "Praktische Geriatrie. Der ältere Patient beim Hausarzt". Hrsg. Landendörfer u. Mader. Kirchheim-Verlag, Mainz

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