Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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15.3.2 Geriatrisches Assessment

Zusatzinfo

Gesprächseinstieg zum Gedächtnistest

Bestimmte Formulierungen des Arztes oder seiner MFA können als Gesprächseinstieg für den angebotenen Gedächtnistest oder als Antworten auf häufige Bedenken des Patienten gegen eine solche angebotene Untersuchung hilfreich sein (Schluckebier 2011):

  • Wir machen jetzt einen Gedächtnistest!“ (…nicht das Wort Demenztest verwenden; auch nicht seitens des Arztes im Vorfeld des Gespräches)
  • Schön, dass Sie heute gekommen sind. Wir werden uns jetzt ein Bild machen, wie gut Ihre Denkleistung noch ist.
  • Mit dieser Untersuchung können wir feststellen, ob wir in einigen Bereichen noch Unterstützung für Sie organisieren können.
  • Wir machen heute schon einmal Bestandsaufnahme, wie fit Ihr Gehirn noch ist. Dann haben wir einen Ausgangswert für die Zukunft.
  • Die Ergebnisse dienen der frühzeitigen Erkennung von Auffälligkeiten. So kann man rechtzeitig und vorbeugend etwas tun, um sich selbstständig zu halten.
  • Nein, auch weniger gute Ergebnisse haben nichts mit ‚dumm‘ zu tun. Sie haben doch früher in einer schweren Zeit drei wunderbare Kinder groß gezogen, die Familie gemanagt und noch in der Bäckerei gearbeitet.
  • Nein, die Ergebnisse werden nicht unter den Kolleginnen besprochen, sondern kommen gleich zum Doktor auf den Schreibtisch für die Auswertung. Übrigens unterliegen diese genauso der Schweigepflicht wie Ihre anderen Daten auch.
  • Nur weil Sie jetzt bei dem Bereich mit den Zahlen nicht so gut waren, heißt das nicht, dass die Ergebnisse auffällig sind. Einer kann sich eben besser etwas merken oder einprägen und ein anderer ist fitter beim Rechnen.

Chair-rising-Test

Testdurchführung: Aufstehen von einem Stuhl üblicher Höhe (ca. 46 cm Sitzhöhe). Es wird notiert, wie oft die Testperson (vom geforderten fünfmaligen Aufstehen) innerhalb der 11 sec sich erheben konnte, also z. B. 3/5. Dem Patienten wird mündlich vermittelt und praktisch vorgeführt, dass er sich ganz bis zu seiner subjektiv üblichen Streckung in Hüfte und Knie aufrichten soll.

 

Timed up & go-Test

Testdurchführung: Der Patient sitzt auf einem Stuhl mit Armlehnen. Der Rücken liegt bequem an der Rückenlehne. Nach Aufforderung soll der Patient mit einem normalen und sicheren Gang bis zu einer Linie laufen, die in 3 m Entfernung vor dem Stuhl auf dem Boden markiert ist, sich dort umdrehen, wieder zurück zum Stuhl gehen und sich in die Ausgangsposition begeben. Die benötigte Zeit wird in Sekunden gemessen.

Ergebnisinterpretation: < 10 s:Völlig uneingeschränkte Alltagsmobilität. 10–19 s: Mobilitätseinschränkung, noch keine Beeinträchtigung der Alltagskompetenz. 20– 29 s: Mobilität soweit eingeschränkt, dass funktionelle Auswirkungen im Alltag wahrscheinlich sind. > 30 s: Ausgeprägte Mobilitätseinschränkung, die in der Regel zu einer intensiven Betreuung und adäquaten Unterstützung führt.

 

Geldzähltest nach Nikolaus

Testdurchführung: Der Patient soll das in der Geldbörse befindliche Geld (19,80 €) abzählen. Im Außenfach für Scheine befinden sich ein 10-€-Schein und ein 5-€-Schein, im Münzfach eine 2-€-Münze, zwei 1-€-Münzen, eine 50-Cent-, eine 20-Cent- und eine 10-Cent-Münze. Nach genauer Erklärung durch den Prüfer muss der Patient das Geld aus der verschlossenen Geldbörse entnehmen und auf dem Tisch zählen. Nach 3 Fehlversuchen oder > 300 s wird der Test abgebrochen.

Ergebnisinterpretation: < 45 s: Der Patient ist selbständig. 45–70 s: Risiko für Hilfsbedürftigkeit. > 70 s: Risiko für erhebliche Hilfsbedürftigkeit.

 

Tandem-Stand-Test

Testdurchführung: Der Proband wird aufgefordert, mindestens 10 s in 3 Positionen zu stehen (⊡Abb. 2.1). Es wird gemessen, wie lange die Stellung eingehalten werden kann.

  1. Position: Füße Seite an Seite (berühren sich)
  2. Position: Ferse des einen Fußes neben der Großzehe des anderen (Semi-Tandem-Stand)
  3. Position: Ferse des einen Fußes direkt vor dem anderen Fuß (Tandem-Stand)

Ergebnisinterpretation: Wird eine Position weniger als 10 s eingehalten, besteht eine Balance-Störung.

Abb. Die drei unterschiedlichen Positionen der Fußstellung im Tandem-Stand-Test (Landendörfer 2005)


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