15.7.2 Sofortmaßnahmen bei Anaphylaxie
Zusatzinfo
Charakteristische Kriterien sowie Augmentationsfaktoren einer Anaphylaxie in Mader FFF Kap.8.1.2
http://www.fakten-faelle-fotos.de/index.php?content=2&ivz_id=229&anker_nr=181
Tabelle. Schweregradskala zur Klassifizierung anaphylaktischer Reaktionen (nach Ring u. Messmer)*
Grad |
Haut |
Abdomen |
Respirationstrakt |
Herz-Kreislauf |
I |
Juckreiz Flush Urtikaria Angioödem |
- |
- |
- |
II |
Juckreiz Flush Urtikaria Angioödem (nicht obligat) |
Nausea Krämpfe |
Rhinorrhö Heiserkeit Dyspnoe Arrhythmie |
Tachykardie (Anstieg ≥ 20/min)
Hypotonie (Abfall ≥ 20 mmHg systolisch) |
III |
Juckreiz Flush Urtikaria Angioödem (nicht obligat) |
Erbrechen Defäkation |
Larynxödem Bronchospasmus Zyanose |
Schock |
IV |
Juckreiz Flush Urtikaria Angioödem (nicht obligat) |
Erbrechen Defäkation |
Atemstillstand |
Kreislaufstillstand |
* Die Klassifizierung erfolgt nach den schwersten aufgetretenen Symptomen (kein Symptom ist obligat). |
Adrenalin
Die größten Erfahrungen in der Therapie der Anaphylaxie liegen für Adrenalin (Epinephrin) vor. Es besteht weitgehende Übereinstimmung, dass Adrenalin wirksam ist. Dies bedeutet aber nicht, dass sich mit Adrenalin allein alle anaphylaktischen Reaktionen in jedem Stadium erfolgreich behandeln lassen. Die i.m.-Applikation ist aufgrund neuerer Untersuchungen wesentlich rascher wirksam als die s.c.- oder die inhalative Gabe. Gegenüber der i.v.-Applikation ist das Risiko schwerer kardialer Nebenwirkungen ganz erheblich geringer. Zudem wird keine Zeit mit dem im Schock nicht immer einfachen Legen eines venösen Zugangs verloren (Ring et al. 2007).
Die intravenöse Anwendung von Adrenalin beim anaphylaktischen Schock ist umstritten; es sollte nur in besonders schweren Fällen und mit Reanimationsbereitschaft in einer Verdünnung von 1:10.000 gegeben werden.
Adrenalin zur Selbstapplikation
Bei Patienten mit bekannter Anaphylaxie, insbesondere auf Insektengifte und Nahrungsmittel, eignen sich Autoinjektoren (Fastject® oder Anapen®), mit denen 0,3 mg (bzw. 0,15 mg für Kinder ≥ 15 kg) Adrenalin in einfacher Weise i.m. in die Außenseite des Oberschenkels zu injizieren sind.
Übersicht Autoinjektoren
Eine Übersicht der in Deutschland zugelassenen Adreanalin-Autoinjektoren sowie praxisrelevante Infos zum Notfallset finden sich in Klimek L et al 2001:
https://www.laekh.de/fileadmin/user_upload/Heftarchiv/Einzelartikel/2021/05_2021/08_Klimek_Allergien.pdf
Glukokortikoide
Glukokortikoide nehmen in den Empfehlungen zur Therapie anaphylaktischer Reaktionen einen festen Platz ein, obwohl zu ihrer Anwendung in dieser Indikation keine systematischen klinischen Studien vorliegen. Aufgrund des langsamen Wirkungseintritts spielen sie in der akuten Phase der Anaphylaxie nur eine untergeordnete Rolle, sind aber effektiv bei der Behandlung von Asthma und wirken protrahierten oder biphasischen anaphylaktischen Reaktionen entgegen. Mit einem Eintritt spezifischer Wirkungen ist nach 30 min bis zu 4-6 h zu rechnen. Eine unspezifische Membran-stabilisierende Wirkung erfordert hohe Glukokortikoiddosen (500-1000 mg) und setzt bereits innerhalb von 10-30 min nach Zufuhr ein. Diese Wirkungen sind nicht von der Potenz des Glukokortikoids, sondern von der Molekülzahl abhängig. Für die orale Anwendung zur Akutversorgung durch den Patienten selbst scheinen 100 mg Prednisolonäquivalent ausreichend (Ring et al. 2007).
Algorithmus zum therapeutischen Vorgehen bei einer anaphylaktischen Reaktion (Ring et al. 2007)
Leitlinie Anaphylaxie
S2-LL zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-025l_S2k_Akuttherapie_anaphylaktischer_Reaktionen_2013-12.pdf
Notfalltherapie
Nur die i.m.-Injektion mit Adrenalin sorgt innerhalb von Minuten für ausreichend hohe Plasmaspiegel ist der Tenor eines Vortrags in der Schweiz, referiert in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1765642
Notfallset
Anaphylaxie bei Kindern: für welche Fälle ist ein Notfallbesteck zweckmäßig? Wie die kleinen Patienten schulen? Welches Verhalten im Ernstfall? (Der Allgemeinarzt 2012)
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1562786