Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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15.8.1 Prävention und Screening

Zusatzinfo

Wissenswertes

Der Hausarzt muss im Rahmen der symptomorientierten Beratung in der täglichen Praxis auf hohem Niveau effizient und kompetent arbeiten. Dies macht eine Konzentration auf medizinisch sinnvolle und gesellschaftlich geboten erscheinende Präventionsmaßnahmen notwendig, damit möglichst viele der von ihm betreuten Patienten einen nachweisbaren Nutzen haben (Blank 2009).

Bei der Prävention

  • soll es sich um Krankheiten handeln, die wirksam behandelt werden können;
  • soll das Vor- oder Frühstadium dieser Krankheiten durch diagnostische Maßnahmen erfassbar sein;
  • sollen die Krankheitszeichen medizinisch-technisch genügend eindeutig erfassbar sein;
  • sollen genügend Ärzte vorhanden sein, die die Verdachtsfälle untersuchen und behandeln können (Gemeinsamer Bundesausschuss/GBA).

Nach § 20 VerfO (Verfahrensordnung) muss in jedem individuellen Fall eine Nutzen-Schaden-Abwägung erfolgen.


Primäre Prävention: Maßnahmen zur Verhütung des Auftretens von Krankheiten:

  • Impfungen
  • Unterstützung gesundheitsfördernder Verhaltensweisen (Bewegung, Sport, Ernährung, Stressverarbeitung)
  • Vermeidung krankheitsauslösender Faktoren (Rauchen, Drogen, Alkohol, Übergewicht, Ernährung)
  • Sturzprävention
  • Fernreiseberatung (mod. Ledig et al. 2010)

Fakultative Routine:

Spezielle Form der hausärztlichen Sekundärprävention, bei bestimmten Beratungsproblemen den Patienten routinemäßig und individuell auf Möglichkeiten der Früherkennung anzusprechen, diese selbst durchzuführen oder bei einem Spezialisten zu veranlassen (Mader 2006).


Sekundäre Prävention:

Früherkennung bereits bestehender Erkrankungen in einem Stadium, in dem diese noch wenig oder überhaupt nicht symptomatisch sind und eine Behandlung eine wesentliche Verlängerung der Lebenserwartung bedeuten kann → Screening-Untersuchungen:

  • Check-up
  • Krebsfrüherkennung
  • Kindervorsorgen

Tertiäre Prävention:

Maßnahmen zur Veränderung des Fortschreitens von Erkrankungen:

  • Rehabilitationsmaßnahmen
  • Koronarsportgruppen, Diabetikersport
  • Wiederherstellen des weitgehenden Wohlbefindens nach durchgemachter Erkrankung
     

Quartäre Prävention

Der Hausarzt Marc Jamoulle beschreibt als vierte Form der Prävention die Verhinderung unnützer Medizin oder von Übermedikalisierung (PrimaryCare 2012; 12:136 f).


Mukoviszidose-Screening

Das Neugeborenen- Screening auf Mukoviszidose (Zystische Fibrose) ist seit 1.9.2016 Leistung der Gesetzlichen Kassen. Der Hausarzt sollte zumindest bezüglich der Aufklärung, über den Umgang mit positiven, aber auch mit falsch- negativen Befunden Bescheid wissen. Die Kinderärzte Dres. med. Lawrenz et al. schreiben darüber in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017).
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/betrifft-auch-den-hausarzt-1810658


Beispiel: Screening auf Aortenaneurysma

Eine multizentrische, randomisierte Screeningstudie von britischen Hausärzten untersuchte sonographisch das Abdomen bei 67.800 Männern im Alter zwischen 65 Jahren und 74 Jahren im Hinblick auf Aortenaneurysmen. Dabei orientierten sich die Untersuchungsintervalle an der Größe des Aneurysmas (jährliche Kontrolle: 3,0–4,4 cm, vierteljährliche Kontrolle: 4,5–5,4 cm Durchmesser; noch größere Aneurysmen: sofortige Operation). Ergebnis: Durch die sonographische Untersuchung konnte das Risiko, an einem abdominellen Aortenaneurysma zu versterben, im Vergleich zur Kontrollgruppe um beachtliche 53% reduziert werden (Ashton et al. 2002).


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