Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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3.10.1 Beschwerden und Risikofaktoren

Zusatzinfo

Weitere Risikofaktoren für osteoporotische Frakturen (nach DVO LL 2009)

Chronischer Bewegungsmangel (z. B. Hemiplegie, aber auch bereits 6 % Verlust an Knochenmasse nach Ruhigstellung im Gipsverband > 6 Wochen); vorzeitige Menopause; Ovarektomie; rheumatoide Arthritis; Zustand nach B II-Operation oder Gastrektomie.

In Abhängigkeit von Alter und Geschlecht besteht ein 10-Jahres-Frakturrisiko > 20 % für Wirbelkörperfrakturen und proximale Femurfrakturen bei bestimmten Risikofaktoren:

  • Orale Glukokortikoide ≥ 7,5 mg Prednisolonäquivalent ≥ 3 Monate,
  • Therapie mit Glitazonen bei Frauen,
  • nichtvertebrale Fraktur nach dem 50. Lebensjahr.

Übersicht. Risikofaktoren für Osteoporose und Frakturneigung (Auernhammer 2010)

Allgemeine Anamnese

  • Alter1,2 (pro Dekade verdoppelt sich etwa das Frakturrisiko)
  • Geschlecht1,2 (Frauen etwa zweifach höheres Frakturrisiko als Männer)
  • Gewicht1/Körpergröße1/BMI < 202
  • Frakturen1/Wirbelkörperfrakturen2/nichtvertebrale Frakturen2
  • Familienanamnese Eltern prox. Femurfraktur1,2
  • Multiple Sturzneigung2
  • Immobilität2
  • Rauchen1,2
  • Alkohol (drei oder mehr Drinks/Tag)1
  • Kalziumaufnahme < 500 mg/Tag2

Medikamentenanamnese

  • Glukokortikoide1,2
  • Antiandrogene Therapie2
  • Aromatasehemmer2
  • Thiazolidindione (Glitazone) bei Frauen2
  • Sturzbegünstigende Medikamente (Sedativa, Neuroleptika & Antidepressiva)2
  • Protonenpumpeninhibitoren (langjährige dauerhafte Einnahme)

Sekundäre Osteoporosen1 und Grunderkrankungen

  • Rheumatoide Arthritis1,2
  • Epilepsie2
  • (Subklinisches) Cushing-Syndrom2
  • Prinmärer Hyperparathyreoidismus2
  • Diabetes mellitus Typ 12
  • Hypogonadismus Mann2
  • Supprimiertes TSH < 0,3 uU/ml2
  • Serumspiegel 25-OH Vitamin D < 10 ng/ml (25 nmol/l)2
  • Wachstumshormonmangel2
  • B-II-Magen/Gastrektomie2
  • Serumspiegel Homozystein hoch

Messwerte

  • BMD (T-Score) DXA Femurhals1
  • BMD (T-Score) DXA Femur Gesamt2
  • BMD (T-Score) DXA LWS (L1 – L4)2

1 nach WHO Fracture Risk Assessment Tool FRAX®

2 nach DVO-Leitlinie 2009


Vitamin-D-Mangel

Prof. Dr. med. Klaus Kisters gibt in einem CME- Beitrag in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2016) einen umfassenden Überblick über den "weit verbreiteten, aber gut behandelbaren Vitamin-D-Mangel".
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/weit-verbreitet-gut-zu-behandeln-1765650
 


Fallbeispiel

Kasuistik 3.10.1-1: 62-jährige Frau: Habe ich Osteoporose?

Eine schlanke 62-jährige Frau kommt in die Praxis, die Mutter hat Osteoporose, die Patientin selbst hat früher geraucht, es gibt keine Fraktur in der Anamnese. Die Patientin möchte wissen, was sie zur Osteoporose-Prävention unternehmen sollte.

Kommentar:

Um diese Frage angemessen zu beantworten und die Patientin richtig zu beraten, wären folgende Fragen sinnvoll:

  • Haben Sie – oder hatten Sie früher – Untergewicht (BMI < 20 oder einfacher: < 57 kg)? (Bei keiner Angabe indirekter Hinweis auf Ess-Störung, z. B. bei Z. n. mehrjähriger Amenorrhö im jungen Erwachsenenalter)
  • Haben Sie über längere Zeiträume, d. h. für mehr als drei Monate, orale Glukokortikoide eingenommen (> 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent), z. B. bei Asthma oder Rheumatoider Arthritis?
  • Neigen Sie zu Stürzen, rauchen Sie oder ist ein Typ-1-Diabetes bekannt?
  • Hatten Sie Darmoperationen oder langjährige medikamentöse Therapien mit Antiepileptika, Glitazonen o. Ä.?
  • Hatte die Mutter (oder der Vater) eine Schenkelhalsfraktur?

Therapieempfehlung für die 62-jährige Patientin mit T-Wert -2,5 ohne besondere Zusatzrisiken: Einnahme von Vit. D und Kalzium, jedoch (noch) keine spezifische medikamentöse Therapie. Bei 2 Zusatzrisiken (Rauchen, multiple Stürze, Immobilität, proximale Femurfraktur eines Elternteils oder eigene periphere Fraktur nach Bagatelltrauma) hingegen sollten Vit. D, Kalzium und eine spezifische medikamentöse Therapie empfohlen werden (Seifert-Klauss 2011).

Tannenbaumphänomen
Tannenbaumphänomen (Vollbild) bei 83jähriger Frau mit jahrelang bekannter Osteoporose und Kyphoskoliose trotz LL-gerechter Osteoporose- Therapie © F. H. Mader

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